Tour-Übersicht
Tour-Dauer: 16. April – 14. Mai 2018 (29 Tage)
Wegstrecke/Etappenziele: Bled – Ljubljana – Zagreb – Papuk Nationalpark – Harkany – Villany – Pecs – Mako – Timisoara – Resita – Anina – Herculesbad – Orsova – Donaudurchbruch „Eisernes Tor“ – Felix Romuliana – Pirot – Skopje – Matkasee – Mavrovo Nationalpark – Ohridsee – Tirana – Skutarisee – Komansee – Berat – Vlora – Logara-Pass – Himare – Igouemitsa
Gefahrene Kilometer: 2500 km
Frequentierte Camping-/Stellplätze: Camping Bled (Bled, SLO) – CampZagreb (Rakitje bei Zagreb, HR) – Camp Duboka (Papuk Nationalpark, HR) – Termal Kemping (Harkany, HU) – Camping-Motel Mako (Mako, HU) – Camping International (Timisoara, RO) – Camping Hercules (Megadia bei Orsova, RO) – Camp Trickovic Express (Belo Polje bei Pirot, SRB) – Camping Bellevue (Skopje, MK) – Camping Rino 1 & 2 (Struga, MK) – Camping Tirana (Tirana, AL) – Lake Shkodra Resort (Omare, AL) – Berat Caravan Camping (Ura Vajgurore bei Berat, AL) – Camper Stop Cekodhima (Radhime bei Vlora, AL) – Camping Kranea (Himare, AL) – Kalami Beach Camping (Plataria-Igoumenitsa, GR)
Einleitung
Eine Tour durch die für uns noch völlig unbekannten Länder des Balkans spuckte schon lange in unseren Köpfen herum. Allerdings hatten wir unsere Bedenken, sind insbesondere Länder wie Serbien, Rumänien, Mazedonien oder Albanien nicht unbedingt als Destinationen für Reisen mit Wohnmobil bekannt. Daher kam uns das Angebot von Seabridge für eine begleitete Tour mit dem Wohnmobil durch den Balkan sehr gelegen.
1. + 2. Tag – Bled (Slowenien)
Der Empfehlung von Seabridge folgend, sind wir etwas früher angereist, um die Gegend bei einer 6 km langen Wanderung rund um den See von Bled zu erkunden. Dieser durchgehende Weg entlang des Sees bietet sich auch für Touren mit dem Fahrrad oder als Rennstrecke zum Joggen geradezu an. Wem das zu anstrengend ist, lässt sich von der
Der Luftkurort Bled befindet sich nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Geschützt am Fusse der Julischen Alpen gelegen, entwickelte der kleine Ort am Gletschersee schon im 19. Jahrhundert eine Bade- und Gesundheitskultur. Die mittelalterliche Burg von Bled, auf einem hohen Felsen gebaut, bietet einen tollen Ausblick auf den See mit der kleinen Insel. Auf dem Rundgang durch die Burg weihte uns ein Geselle an einer Druckerpresse aus dem späten Mittelalter in seine Handwerkskunst ein.
Zur Marienkirche auf der Insel inmitten des Sees führen 99 Stufen. Ein alter Brauch verpflichtet den Bräutigam zum Liebesbeweis die Braut alle Stufen hinaufzutragen, und dort angekommen, die über den See hinaus gut hörbare Wunschglocke über dem Altar zu läuten.
3. Tag – Von Bled via Ljubljana nach Zagreb in Kroatien (190 km)
Wir nahmen Abschied von Bled und fuhren, um Zeit für einen Besuch von Ljubljana zu gewinnen, schon am frühen Morgen auf der vignettenpflichtigen Autobahn in Richtung Kroatien.
Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens, lohnt einen Besuch auf jeden Fall. Dabei empfiehlt es sich das Fahrzeug auf dem Tivoli-Parkplatz etwa 1 km vor dem Zentrum abzustellen. Da während der Saison im vorderen Teil vermutlich zu jeder Tageszeit alle Parkplätze schon besetzt sein werden, fährt man rechts an der grossen Sporthalle vorbei den Hügel hinauf. Hier waren bei unserer Ankunft um 10 Uhr noch praktisch alle Parkfelder leer und zudem gross genug für Wohnmobile. Von dort erreichten wir nach einem kurzen Spaziergang durch den Park bequem das Zentrum.
Vorbei am Haus des Balletts führte uns der Weg durch die grosse Fussgänger- und Einkaufszone hinunter zur Ljubljanica, welche die Altstadt von Ljubljana in zwei Hälften teilt. Über eine der zahlreichen Brücken erreichten wir den Stadtteil über welchem auf dem Hügel die Burg von Ljubljana wacht. Eine Standseilbahn, leicht hinter dem grossen Gemüsemarkt zu finden, bringt die Besucher für 4 Euro zur Burg hinauf. Natürlich kann man über einen schönen, teils jedoch recht steilen Weg, den Aufstieg auch zu Fuss bewältigen. Von hier oben hat man bei gutem Wetter einen wunderbaren Blick über die Alt- und Neustadt bis zu den Alpen.
Nach Ljubljana und dem Grenzübergang nach Kroatien mit kurzen Wartezeiten in der Nebensaison erreichten wir nach nur 15 Km unseren Camping bei Zagreb.
4. Tag – Stadtbesichtigung von Zagreb
Eine geführte, durch Seabridge organisierte Stadtbesichtigung sollte uns heute Zagreb, die Hauptstadt dieses Balkan-Staates, näher bringen. Die bei Reisenden noch weitgehend unbekannte und daher nur von wenigen Touristen besuchte Metropole im Norden Kroatiens beeindruckte uns u.a. mit ihrer imposanten mehrfach wieder aufgebauten Kathedrale. Vom letzten Erdbeben von 1880, beim dem die Kathedrale weitestgehend zerstört wurde, zeugen noch die um kurz nach 7 Uhr stehen gebliebene Turmuhr und die beiden Turmspitzen.
Weiter ging die Besichtigung über den volkstümlichen Blumen- und Bauernmarkt sowie durch das Steinerne Tor zum Regierungsviertel im obern Teil der Altstadt. Wer das erste Mal durch das Tor schreitet, darf einen Wunsch äussern, welcher der Legende nach immer in Erfüllung geht – wir werden sehen. Gestärkt haben wir uns bei einem Kroatischen Imbiss in der mittelalterlichen Fussgängerzone mit seinen zahlreichen Cafés und kleinen Restaurants.
Als persönlichen Höhepunkt erlebten wir am Nachmittag den Besuch im Museum für naive Kunst in der oberen Altstatt unweit der Standseilbahn von Zagreb. Hier lassen sich unter anderem Hinterglasmalereien bewundern, welche das bäuerliche Leben vergangener Tage wiedergeben. Man stelle sich vor, dass die Schaffung eines solchen Werks bis zu sechs Monate dauern konnte, da vor dem spiegelverkehrten Malen neuer Motive jeweils die zuvor aufgetragene Schicht trocknen musste.
5. Tag – In den Papuk Nationalpark (250 km)
Heute ging es weiter in Richtung Osten. Nach rund 30 Kilometern auf einer beinahe Autofreien Autobahn und Bezahlung eines Wegezolls von 15 Kunas am vorläufigen Ende dieses Abschnittes, setzten wir unsere Tour fort auf den schmalen aber ordentlichen Strassen durchs hügelige Hinterland der Region Slavonien in Richtung Papuk-Naturpark. Weit abseits der Touristenströme erlebten wir den waldreichen Nordosten von Kroatien. Durch kleine Dörfer mit ihren typischen Bauernhäusern aus Holz, vorbei an Storchennestern, blühenden Kirschbäumen, leuchtenden Rapsfeldern, führte uns dieser Abschnitt nach Hrvatska Kostajnica am Una-Grenzfluss angrenzend an Bosnien-Herzegowina.
Vorbei an dem einer Tulpe nachempfundenen Denkmal für das Konzentrationslager Jasenovac und einem kurzen Stopp in Lipik, mit seinem Lipizzaner-Gestüt und verlorenen Villen aus der Zeit des Art-Deco, näherten wir uns ausgiebigen Weingebieten, mit dem dahinter liegenden Papuk Nationalpark, um dort im einfachen, aber modern eingerichteten Campingplatz des Nationalparks zwei Nächte zu verbringen.
6. Tag – Papuk Nationalpark zu Fuss und mit dem Bus
Heute unternahmen wir eine von Seabridge organisierte Wanderung durch den UNESCO-Geopark in Begleitung einer sehr sportlichen Parkwächterin. Eine zusätzliche Bustour am Nachmittag erweiterte unseren Radius auch auf die umliegenden Dörfer entlang des Parks.
Neben den biologischen Besonderheiten in diesem Park waren wir auch von den eigentümlichen Felsformationen besonders angetan, welche aus der Kollisionszone zweier Makrotafeln (der Afrikanischen und Euro-Asiatischen) entstanden. Teils wiederaufgebaute Dörfer und Kirchen zeugen heute noch von den Schrecken des Balkankrieges.
7. Tag – Von Papuk nach Harkany in Ungarn (110 km)
Kurz nach Velika lohnt sich ein Halt in der Bischofstadt Pozega mit dem berühmten Zentralplatz und seiner Pestsäule. Eine weitere Station an diesem Tag war das historischen Nasice, mit seinem Herrenhaus Pejacevic, welches ein kleines Museum beherbergt.
In Donji Miholjac bewunderten wir das 1903 von Graf Lazlo Maliath, anlässlich des Besuchs von Kaiser Franz Josef I, im englischen Tudorstil erbaute gleichnamige Schloss bewunderten. Im verträumten Schlosspark genossen wir vor der Weiterfahrt eine kurze Mittagspause.
Beim Grenzfluss Drau überquerten wir die Grenze zu Ungarn. Zum ersten Mal auf all unseren Reisen mit dem Camper, wurde das Wohnmobil auch von innen kontrolliert. Selbst die Nasszelle und die Heckgarage inspizierte die pflichtbewusste Grenzbeamtin zwar freundlich aber auch ganz besonders sorgfältig. Nach dieser Prozedur ging die Fahrt weiter in den nahen Thermalkurort Harkany eingangs des grossen Weinbaugebietes von Villany.
8. Tag – Geführte Tour durch das Weingebiet von Villány mit dem Bus (0 km)
Das bei Harkany und Orte wie Siklos mit seiner Festungsanlage, Kisharsany oder Villany umfassende Villányer Weinbaugebiet gilt unter Kennern als das „Bordeaux des Ostens“. Einst siedelte Kaiserin Maria Theresia hier Donauschwaben an, die neben der Fertigkeit des Weinbaus auch eigenen Rebsorten mitbrachten.
Die Donauschwaben wurden nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet und mussten grösstenteils das Land verlassen, was sich in der Folge auch in der Qualität der Weine bemerkbar machte. Davon hat sich die Region nach der Wende jedoch wieder gut erholt, wovon wir uns bei Degustationen in drei Kellereien persönlich überzeugen konnten. Besonders gefallen haben uns der Rosé Sekt aus Tokajer Reben der Kellerei Sauska sowie die Rotweine der Kellerei Heumann. Letztere wurde im 2003 von einem Schweizer Ehepaar gegründet. Nach einigen, vor allem administrativer Schwierigkeiten in der Startphase, produziert die Kellerei heute einen hervorragenden Rotwein, welcher es mit jedem guten Chateau aus dem Bordeaux aufnehmen kann.
Bereits leicht beschwipst wurden wir in der dritten Kellerei Bock zur Degustation bis ins Allerheiligste vorgelassen. Die Akustik des Gewölbekellers wurde schon von Placido Domingo gelobt. Im zur Kellerei gehörenden Restaurant liessen wir bei Gänseleber und dazu passenden Weinen den Tag glücklich und zufrieden ausklingen.
9. Tag – Exkursion nach Pécs (50 Km)
Die von Seabridge kurzfristig organisierte zusätzliche Exkursion nach Pécs wollten wir uns nicht entgehen lassen, zumal Harkany ausser einem etwas angestaubten Thermalbad nicht wirklich viel zu bieten hat. Pécs bzw. Fünfkirchen hingegen gehört zu den ältesten Städten in Ungarn. Wie die Ausgrabungen an verschiedenen Stellen im Ort belegen, war Pécs bereits in vorchristlicher Zeit zuerst von den Kelten und später von den Römern besiedelt.
Durch die Flaniermeile, der Kiraly-Utca und dem ganz im Jugendstil gehaltenen Hotel Palatinus zum Ssechny-Ter Platz führte uns der Rundgang zum Zsolnay-Brunnen, einem weiteren Prachtstück des Jugendstils mit der typischen Eosin-Glasur lokaler Majoliken.
Am Szecheny-Ter Platz angekommen, schweifte unser Blick hinauf zur Moschee Gazi Khassim, welche später zur Christlichen Kirche umgebaut wurde. Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück den Hügel hinauf zur imposanten viertürmigen Kathedrale aus dem 12 Jahrhundert. Zurück ging es durch Gassen mit Häusern, deren Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht, entlang des Burghügels vorbei an der Paschas Jakowali Hassan Moschee mit ihrem 23 Meter hohen Minarett. Gestärkt und erholt haben wir uns bei hochsommerlichen Temperaturen in einem der zahlreichen Imbisse des Arkade Einkaufszentrums beim grossen Parkplatz unterhalb der Altstadt von Pécs.
10. Tag – Weiter nach Mako (230 km)
Das Weinbaugebiet von Villany hinter uns lassend, steuerten wir heute, quer durch den beschaulichen Süden von Ungarn fahrend, das Städtchen Mohärs an. Von hier setzten wir mit der Fähre (3860 Forint für 2 Personen und Wohnmobil) über die Donau. Im hübschen Baja legten wir bei einen Cappuccino eine Pause ein.
Von hier führte uns eine neue, gut ausgebaute Strassen durchs Land der Donauschwaben vorbei an Szeged, bekannt für sein Gulasch und die Pikor Hartwürste, ins Dreiländereck von Ungarn, Serbien und Rumänien. Wir übernachten in einem Camping in Mako an der Donau unweit der rumänischen Grenze.
11. Tag – Nach Temeschwar in Rumänien (90 km)
Heute hiess es Abschied nehmen von Ungarn, seinen Weinen, seinen Würsten und seinem Gulasch. Auf dem Weg nach Temeschwar (Timisoara), der traditionsreichen Hauptstadt der Provinz Banat, passierten wir auf dieser Etappe den einsamen Grenzposten zu Rumänien. Wer noch Zigaretten, Spirituosen oder Parfüms zu günstigen Preisen nachtanken möchte, kann dies im gut ausgestatteten Dutyfree zwischen den beiden Grenzposten tun. Unmittelbar nach der rumänischen Grenzkontrolle steht auf der rechten Seite ein Häuschen, an dem man die Vignette für die Strassenbenutzung in Rumänien lösen kann. Unerwartet fortschrittlich ist die Vignette hier elektronisch und das Verkleben der Windschutzscheibe entfällt somit glücklicherweise. Für unseren Camper und zwei Personen bezahlten wir fünf Euro für sieben Tage.
Nachdem wir das alles erledigt hatten, bummelten wir auf ordentlichen Strassen mit wenig Verkehr durch eine ziemlich ereignislose Landschaft. Etwas Abwechslung boten die Ortsschilder mit deutschen Ortsnamen, die Marktstände mit Honig von rumänischen Bienen sowie die überaus holprigen und nur im Schritttempo befahrbaren Bahnübergänge entlang der Strecke.
Bei Temeschwar nahm der Verkehr jedoch wieder merklich zu. Dicht an dicht standen die teils in zwei Reihen parkierten Autos. Die Suche nach einen Parkplatz für einen kurzen Halt bei der Julius-Mall oder auch nur in der Nähe des Einkaufszentrums haben wir nach mehreren Anläufen entnervt aufgegeben.
Da für den folgenden Tag bereits eine durch Seabridge organisierte Tour durch Temeschwar eingeplant war, setzten wir unsere Fahrt in Richtung Camping ohne Zwischenstopp in der Stadt fort. Da für den heutigen Abend grillieren angesagt war, deckten wir uns im neuen Lidl auf der rechten Seite kurz vor der Anfahrt zum Campingplatz mit dem Nötigsten dafür ein.
12. Tag – Temeschwar mit dem Bus
Dass das bei uns im Westen ebenfalls weitestgehend unbekannte Temeschwar zur künftigen Kulturhauptstadt 2021 auserkoren wurde, konnten wir nach der geführten Besichtigungen gut nachvollziehen. Temeschwar lässt sich am besten mit einem Rohdiamanten vergleichen, aber es gibt noch einiges zu tun. Viele der teils imposanten Gebäude aus dem späten Barock und der Gründerzeit befinden sich in einem recht desolaten Zustand.
Wir haben den Stadtkern mit seiner Altstadt erkundet. Besonders gut gefallen haben uns die schon prächtig hergerichteten Plätze. Hinzu kam, dass bei unserer Visite, gerade die letzten Vorbereitungen für ein Blumenfest anlässlich der Hundertjahrfeier von Rumänien im Gange waren.
Gegessen haben wir im Lloyd am Victoriei Platz gegenüber der Oper. Leider ist das im Art-Deco gestaltete Lokal eine typische Touristenfalle mit schlechter Küche, schlechtem Service und relativ hohen Preisen. Besser man macht noch einige Schritte in Richtung der Kathedrale bei der „Piata Unirii“. Entlang den Gassen dahin, gibt es viele nette Restaurants und Cafés, welche auch bei den Einheimischen von Temeschwar beliebt zu sein scheinen.
13. Tag – Via Resita und Anina nach Orsova (240 km)
Immer in Richtung Süden zuerst durch das flache Weideland mit grossen Schafherden steuerten wir auf der 58B die hügeligen Westkarpaten an. Nach Berzovia bekamen wir eine erste Vorstellung vom kläglichen Scheitern der industriellen Revolution in dieser Region während der Zeit des Kommunismus.
Erste Stationen machten wir beim Freilichtmuseum für Dampflokomotiven und der Bergbaustadt Resita. Hier wird der vom Grössenwahn des 1989 gestürzten Diktators Ciaucescu und seinen Plänen zur totalen Industrialisierung von Rumänien deutlich. Hochhäuser in Platten, teils verbarrikadierte Versammlungshallen, überdimensionierte Springbrunnen auf Plätzen, die zur Erbauung der Einwohner nach einer harten Arbeitswoche gedacht waren und ein Förderband für Gesteinsbrocken der Grube quer durch den Ort, verleihen Resita etwas schwermütiges, und das trotz Sonnenschein.
Im nahe gelegenen Anina, wo die Bergwerke heute stillgelegt sind, fühlt man sich in die frühen 50er und 60er Jahre zurückversetzt. Entlang der Hügel im Ort reihen sich, an steilen Gassen zwischen geschlossenen Gruben, die Häuschen der ehemaligen Bergwerksleute.
Auf guten Strassen durchquerten wir das hügelige Bergland des Semenic-Cheile Carasului Nationalparks im Banater Gebirge. Dieser Park verfügt über einen der weltweit grössten Buchenwälder. Weiter in Richtung Süden und serbische Grenze, durch kleine bäuerliche Dörfer, in denen die Zeit ebenfalls stehengeblieben zu sein scheint, steuerten wir auf dem letzten Teilstück des Tages Orsova beim Donaustaubecken an.
14. Tag – Donaudurchbruch „Eisernes Tor“ Bus und Boot (0 km)
Als weiteren Höhepunkt angekündigt, stand heute ein Ausflug mit Boot zum spektakulären Donau-Durchbruchstal, dem sogenannten „Eisernen Tor“, auf dem Programm. Auf einer Länge von nur knapp 200 Metern wird die mächtige Donau auf beiden Seiten von hohen Felsen eingezwängt. Heute ist der Abschnitt durch die Staustufe eines Kraftwerks entschärft. Trotzdem sorgen eine Wassertiefe von 50 Metern und die damit verbundenen Strömungen dafür, dass grössere Schiffe für das Befahren dieses Flussabschnitts einen Lotsen mit an Board haben müssen.
Ab Orsova brachte uns ein vollbesetztes Ausflugsschiff in gemächlicher Fahrt auf der Donau zum Eisernen Tor. Unterwegs dahin sahen wir die „Tabula Triana“, die Tafel Traian mit ihrer in Marmor gemeisselten Inschrift aus dem Jahr 100 n.Chr. Kurz darauf gab es die 55 m hohe in den Fels gehauene Skulptur des Dakerkönigs Decibal zu bestaunen. Decibal war der letzte König Diakiens, der von den Römern im Jahr 106 n. Chr. nur unter Aufbietung einer riesigen Streitmacht besiegt werden konnte.
Ein kurzer Abstecher zum wiederauferstehenden Kurort Hercules-Bad bildete den Schlusspunkt unser heutigen Exkursion.
15. Tag – Nach Pirot im östlichen Serbien (260 km)
Obwohl wir nach Überquerung der Staumauer der Donau die EU-Aussengrenze passieren mussten, ging der Grenzübertritt, trotz umfassender Kontrolle unseres Campers, einmal mehr sehr zügig von statten. Durch den freundlichen Zollbeamten mental bereits vorbereitet, wurden wir und unser Camper auf Serbiens holprigen, wie Flickenteppiche aussehende Strassen, auf unserem Weg nach Pirot so richtig durchgerüttelt.
Unweit von Zajecar machten wir Halt für eine Mittagspause und besuchten danach die Römischen Ausgrabungen von Felix Romuliana, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Der Überlieferung nach liess sich hier der römische Kaiser Galerius (293-311) seinen Altersruhesitz erbauen. Er soll auch hier begraben sein.
Schmalen Strassen entlang folgten wir den sich durch die engen Täler windenden Flüsse. Die abwechslungsreiche Fahrt führte uns immer wieder durch kleine Siedlungen mit alten, teils ganz mit Lehm verkleideten Bauernhäusern und uns freundlich grüssenden Menschen. Ein Wasserfall bot Gelegenheit für eine weitere Pause. Am Markstand davor boten Bauern lokale Produkte wie Käse, Ajvar (eine aromatische Paste aus Paprikaschoten), Schinken und Schnaps an. Natürlich alles Bio.
Die Stadt Pirot, einst weit herum bekannt für die Herstellung und den Handel mit Wollprodukten (speziell des Kelims), seinen Erzeugnissen aus Keramik und den gelben Kaschkaval-Käse, umfuhren wir zu vorgerückter Stunde in Richtung Stellplatz für diese Nacht. Auch Anhängern des Orientexpress dürfte Pirot ebenfalls bekannt sein. Bereits seit 1887 bis auf den heutigen Tag legen diese Züge hier einen kurzen Zwischenhalt ein.
16. Tag – Vorbei am Vlasinasee nach Skopje in Mazedonien (230 km)
Auf unserem heutigen Teilstück nach Süden ging es nach den ersten Kilometern stetig bergauf. Durch kleine Weiler, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, führte uns diese Etappe ins südostserbische Bergland.
Ganz oben auf einer weiten Hochebene, am leuchtenden Vlasinasee mit seinen schwimmenden Inseln lohnt es sich, bei schönem Wetter eine Rast zu machen. An Feiertagen, wir hatten den 1. Mai, dürfte sich die Parkplatzsuche etwas schwieriger gestalten. Der sich auf gut 1200 Meter über Meer befindende See wird auch von vielen mit dem eignen Auto rasant anfahrenden Städtern aus dem heissen Flachland als Naherholungsort sehr geschätzt.
Wieder in der Ebene angekommen, fuhren wir auf der teils neuen Autobahn über die Grenze nach Mazedonien und weiter in Richtung Skopje, der Hauptstadt von Mazedonien. An den dabei zu passierenden Mautstellen konnten wir mit Euro zahlen. Im Ganzen haben wir für die Benutzung dieses Teilstücks drei Euro (Münzen bereithalten) bezahlt.
17. Tag – Matka Canyon und Skopje mit dem Bus (0 km)
Nach intensiven Vorbereitungen zu dieser Tour freuten wir uns ganz besonders auf die Highlights des heutigen Tags. Vormittags stand eine Bootstour durch den Matka Canyon zur Vrelo-Grotte und am Nachmittag die Stadtbesichtigung von Skopje auf dem Programm.
Der Matkasee entstand kurz vor dem 2. Weltkrieg durch das Stauen des Treska-Flusses zwecks Stromversorgung von Skopie. Etwa 6 km vom Steg bei der alten Kapelle entfernt befindet sich die bequem mit dem Boot zu erreichende Vrelohöle. Obwohl bis heute erst bis zu einer Tiefe von 200 Meter erforscht, gilt sie unter Fachleuten als die tiefste Süsswasserhöhle der Welt. Als Alternative zum Boot bietet sich der in den Fels geschlagene Wanderweg an.
Skopje ist die Hauptstadt und kulturelles Zentrum von Mazedonien. Über den ganzen Ort verteilte Spuren zeugen von der über 2.000 Jahre dauernden Siedlungsgeschichte der Stadt. Dieser Schmelztiegel von Nationen und Religionen wird geteilt durch den Fluss Vardar und flankiert vom Berg Vodno. Auf dessen Spitze bildet das von weitem sichtbare 66 Meter hohe Milleniumskreuz einen markanten Gegenpool zu den zahlreichen Minaretten in und um Skopie.
Ein guten Ausblick auf Skopje, die übrigens auch die Geburtsstadt von Mutter Teresa ist, sowie die umliegenden Gebirgszüge des Balkans, erhält man von der Festung Kale oberhalb der Stadt. Von hier führte uns der Spaziergang unter kundiger Leitung vorbei an einer Moschee zur alten Herberge aus dem 1500 Jahrhundert. Im adretten Basar, findet das Brautpaar alles, was man für eine mazedonische Hochzeit so benötigt. Imposante Springbrunnen zierten unseren Weg und nach Überquerung der Steinbrücke gelangten wir in die Neustadt zum Platz mit einer monumentalen Alexander-Statue.
Grösser könnten die Gegensätze in Skopje nicht sein. Altes und Beschauliches auf der einen Seite der Vardar und auf der nderen den nach dem grossen Erdbeben von 1963 errichteten und an Las Vegas erinnernden Baukitsch. Einzig die Ruine des alten Bahnhofs mit seiner stehen gebliebenen Uhr erinnert hier noch an die Katastrophe von damals, welche über 1000 Menschen des Leben gekostet hat.
18. Tag – Über Tetovo, Mavrovo Nationalpark zum Ohrid See (210 km)
Das Besondere an Tetovo, welches wir heute auf unserer Tagesetappe als erstes ansteuerten, ist seine berühmte Bunte Moschee. Wer lieber zum Shopping geht, kann dies entweder in der Mall mit genügend grossen Parkplätzen gleich neben der Ausfahrt von der Autobahn oder auf dem grossen Markt eingangs der Stadt tun.
Nach einigen Kilometern wieder auf der Autobahn mit zwei weiteren Mautstellen zweigten wir bei Gostivar auf die Landstrasse 202 ab. Auf dieser fuhren wir immer Parallel zum Balkangebirge in südlicher Richtung. Dabei durchquerten wir den vom nahezu 3.000m hohen Berg Korab überragenden Mavrovo Nationalpark. Hier sollen sich Wölfe, Luchse und Braunbären frei und von Touristen weitgehend ungestört bewegen können. Zu Gesicht bekommen haben wir leider keines der Tiere. Entschädigt wurden wir dafür mit baufälligen Brücken über wilde Bäche und türkisblauen Seen.
Bevor wir uns zu unserem heutigen Camping direkt am Ohridsee aufmachten, entschlossen wir uns spontan und der Empfehlung von Seabridge folgend zu einem Abstecher zum Kloster des heiligen Johann Bigorski kurz vor Rostusa. Die gepflegte Klosteranlage kann für kleines Eintrittsgeld besichtigt werden. Wie sich herausstellte, lohnt es sich wirklich, für den Besuch etwas Zeit einzuplanen. Ganz besonders gut gefallen hat uns die schön dekorierte und sehr atmosphärische Kapelle des Klosters. Priska, völlig vereinnahmt von den positiven Schwingungen dieses Ortes, wäre am liebsten gleich für den Rest des Tages hier geblieben.
Leider mussten wir weiter, denn vom Kloster bis zu unserem Tagesziel, einem kleinen und sehr familiären Campingplatz direkt am See, waren es noch etwas über 60 Kilometer auf kurvigen Strassen.
19. Tag – Geführte Besichtigung von Ohrid und Umgebung (0)
So viele Kirchen und Kappellen wie das Jahr Tage hat, sollen angeblich in Ohrid und in der näheren Umgebung zu bewundern sein. Dazu fehlte uns leider die Zeit, weshalb sich unser Fremdenführer für diesen Tag zuerst auf die neben dem Zugang zur Festung gewidmeten Kirche zur Heiligen Maria Perybleptosdie mit ihren frisch restaurierten sakralen Malereien sowie das antike Theater nebenan konzentrierte.
Von dort ging es zu Fuss zum malerischen auf einem Felsen oberhalb des Sees liegenden Kirchlein Kaneo. Hier durften wir ein Boot besteigen, das uns zur Anlegestelle in der Nähe der Sophia Kirche, die gut erhaltene Altstadt und den Hafen am Millionen Jahre alten 150m tiefen, 700 Meter über Meer liegenden Sees (UNESCO Welterbe) brachte.
Etwas abseits der Touristenströme haben wir es uns im Belvedere, dessen Besitzer ein leidenschaftlicher Sammler von Antiquitäten und insbesondere von Geigen ist, bei einer lokalen Spezialität (weil zu erschöpft, konnten den Namen beim besten Willen nicht merken) von den „Strapazen“ des Rundgangs gut erholt.
20. Tag – Nach Tirana in Albanien (130 km)
Den Ohridsee und das gastfreundliche Mazedonien hinter uns lassend, machten wir uns auf nach Albanien, dem Land der Skiparten, Steinadler und Mercedes-Fahrer. Nach einer kurzen Grenzkontrolle bekamen wir in dichtem Nebel die ersten der rund 700’000 Bunker aus der Zeit der kommunistischen Diktatur unter Enver Hoxha zu Gesicht.
In Perrenjas konnten wir gegenüber der Kastrati-Tankstelle etwas Geld für die Weiterfahrt in die lokale Währung eintauschen. Eine dichtbefahrene Strasse, unterbrochen von wenigen Teilstücken einer neuen Autobahn, gaben immer wieder den Blick auf saftige Wiesen, bestellte Äcker, tiefe Schluchten mit klaren Flüssen und Wälder frei. Eine lange Regenperiode von März bis April hatte an verschiedenen Stellen ganze Felsbrocken auf die Strassen herunterprasseln lassen. So waren wir den froh, als wir kurz vor Elbasan eine Pause einlegen konnten, um bei einem Strassenhändler von den ersten Kirschen aus dieser fruchtbaren Region zu kaufen.
Leider war die neue Umfahrung von Tirana unserem Navi noch gänzlich unbekannt. Die Folge davon war eine abenteuerliche Fahrt auf der quasi-4-spurigen Stadtautobahn unterbrochen von mehreren grossen Kreiseln. Dumm nur, dass den Autofahrern von Tirana die Vortrittsregeln in Kreiseln noch niemand so richtig erklärt hat. Mit dem WoMo versucht man daher am besten sich in langsamer Fahrt zwischen den anderen Fahrzeugen einzufädeln. Vorbei an der Abzweigung zum Flughafen und bei der unscheinbaren Ausfahrt „City-Park-Mal“ die Autobahn verlassend, erreichten wir nach zwei weiteren Kilometern auf recht anspruchsvoller Schotterstrasse unseren Stellplatz für die kommenden zwei Tage.
21. Tag – Geführte Stadtbesichtigung von Tirana
Auch Tirana und sein Umland waren vor unserer Zeit schon lange besiedelt. Wirkliche Bedeutung hat das lebendige Tirana aber erst mit der Ernennung zur Hauptstadt von Albanien im Jahre 1920 erlangt.
Das Zentrum dieser Stadt bildet der Skanderbeg-Platz mit der Reiterstatue des gleichnamigen albanischen Nationalhelden. Gegenüber der Statue befindet sich das Historische Museum mit lokalen Exponaten aus der Steinzeit bis hin zur jüngsten Vergangenheit während der kommunistischen Diktatur.
Bei einem geführten Rundgang vorbei an der wegen Renovationsarbeiten zur Zeit geschlossenen Et’hem-Bay Moschee aus dem 19 Jahrhundert, stiessen wir immer wieder auf Zeitzeugen der Diktatur unter Enver Hoxha, einem glühenden Verehrer von Stalin. Bei etwas mehr Zeit, hätte ein Besuch der unter der Stadt angelegten Bunkeranlagen, heute zu einem weitläufigen Museum ausgebaut, unweit des Skanderbeg-Platzes uns sicher einen nachhaltigen Eindruck von der Paranoia dieses Diktators vermittelt. Andere Bauwerke aus dieser Epoche, wie z.B. die für den einstigen Diktator konzipierte Gedenkstätte in Form einer Pyramide (!?!), sind aktuell entweder dem Verfall preisgegeben oder werden umfassend saniert um sie Gottseidank einmal für bessere Zwecke zu nutzen.
Ein historischer Kern mit schöner Altstadt sucht man in Tirana vergebens. Wer aber mutige Farb- und Musterkompositionen an Gebäuden teils aus der Zeit des Kommunismus, schöne Pärke mit eindrücklichen Skulpturen oder die einst von italienischen Architekten errichteten Gebäude im Art-Deco Still zu schätzen weiss, wird Tirana sicher etwas abgewinnen können. Durchaus etwas abgewinnen konnten wir dem guten Essen in einem Restaurant beim Fischmarkt.
22. Tag – Zum Shkodra-See (100 km)
Unser nächstes Tagesziel war der Shkodra-( Skutari-)See. Die kurze Anfahrt von Tirana aus würde auch etwas Zeit für einen kleinen Abstecher zur mittelalterlichen Festung von Kruja in mitten schroffer Felsen lassen. Von der Ortschaft Kruje gelangt man zur Burg vorzugsweise mit einem Taxi. Die steile Strasse hinauf zur Festung ist für die meisten Wohnmobile zu schmal und die Parkplätze dort rar. Leider ist das zur Festung gehörende Museum am Montag für Besucher geschlossen, womit wir auf diesen Abstecher verzichteten.
Mal abgesehen von einigen Strassenkühen hatte die Strecke ansonsten wenig Abwechslung zu bieten, weshalb wir den Zwischenstopp für die längst überfällige und für 500 Lek (ca. 4 Euro) sehr sorgfältig ausgeführte Wagenwäsche in einem der zahlreichen Lavazh entlang der Strasse genutzt haben.
Unser Campingplatz befindet sich direkt am Ufer des Skhodra-(Skutari-)sees. Hier erfuhren wir, dass dieser See neben dem Gardasee der grösste See Südeuropas sein soll. Der generell sehr flache See kann bei Schneeschmelze um bis 9 Meter ansteigen, wobei unser Camping zum Glück über dieser Marke liegt.
23. Tag – Mit dem Boot über den Komani-Stausee
Vom Camping zum gestauten Komanisee dauerte die 60 km lange Anfahrt mit dem Kleinbus ins Gebirge und zum Stausee über zwei Stunden. Kurz vor dem kleinen Fährhafen Koman muss man durch ein Tunnel mit begrenzten Massen. Hier bestiegen wir das Boot und schipperten in gemütlicher Fahrt über den von teils steilen Felsen umgebenen See bis zur Stelle, wo der Drin-Fluss in einer starken Strömung in den See mündet.
Nach einem reichhaltigen Mittagessen im kleinen, recht urtümlichen Resort bei der Flussmündung kehrten wir am Abend müde aber um viele Eindrücke reicher auf gleichem Weg zurück zu unseren Camping.
24. Tag – Berat & Besichtigung Berat (190 km)
Immer in Richtung Süden vorbei am Küstenort Durres machten wir uns auf nach Berat, der Stadt der 1’000 Fenster. Die gleichsam abgezirkelt übereinander gebauten mittelalterlichen Häuser mit den schmalen Fenstern gaben diesem UNESCO-Weltkulturerbe den einprägsamen Beinamen! Nach Besichtigung der über der Altstadt thronenden Festungsanlage führte uns ein steiler, bei Regen auch etwas glitschiger Weg ins Stadtzentrum.
Nach der Rückkehr von Berat kamen wir einmal im Restaurant des Campings in den Genuss von einem von Seabridge organisierten Abendessen mit herzhaften albanischen Spezialitäten.
25. Tag – Über Apollonia und durch Vlora nach Radhime (80 km)
Auf holprigen Strassen, über sanfte Hügel mit Olivenbaum-Plantagen und anderen Kuriositäten, mitten durch das geschäftige Fier, ging’s zuerst ins bäuerliche Hinterland nach Apollonia, einer der wichtigsten Städte Illyriens. Das im 4. Jhdt. n. Chr. von einem Erdbeben zerstörte Apollonia war einst von einer mächtigen 4 km langen Stadtmauer umgeben und hatte in ihrer Blütezeit bis zu 60’000 Einwohner.
Einige Kilometer nach Fier brachte uns eine mautfreie Autobahn direkt zur neuen kilometerlangen Promenade von Vlora, das sich auf gleicher Höhe wie das italienische Otranto und zugleich schmalsten Stelle der Adria befindet. Zahlreiche Hotels, nette Restaurants und ein Fährhafen, an dem auch kleine Kreuzfahrtschiffe anlegen, sorgen schon im Frühjahr für ein lebendiges Treiben. Zum unserem Camping waren es nach Vlora nochmals gut neun km auf einer kurviger Küstenstrasse.
26. Tag – Über den Llogarapass nach Himare (60 km)
Nach einer geruhsamen Nacht in der geschützten Bucht von Radhime fuhren wir auf diesem Abschnitt der Balkantour zuerst entlang der Küstenstrasse und dann hinauf zum Llogarapass, einem weiteren Höhepunkt dieser Reise. Heute asphaltiert, steigt die steile Strasse teils in engen Kehren vom Meeresspiegel hinauf auf über 1.000m Höhe.
An den Ausblicken beim Herunterfahren des Passes konnten wir uns kaum satt sehen. Sandstrände zwischen steilen Klippen, in der Ferne die Insel Korfu und das grün-türkis schimmernde Mittelmeer schrieen förmlich immer wieder nach einem Fotostopp. Zum Glück gibt es entlang der Passstrasse mehrere Ausweichstellen.
27. Tag – Nach Igoumenitsa in Griechenland (120 km)
Für unsere letzte Etappe entlang der albanischen Küste nach Griechenland gab bzw. gibt es drei Optionen. Entweder fährt man über Butrint, einem archäologischen Landschaftspark mit zahlreichen antiken Monumenten (UNESCO-Weltkulturerbe) aus griechischer und römischer Zeit. Butrint gilt als der Prototyp eines archäologischen Traums und umfasst heue eine weitläufige Ausgrabungsstätte über besagte Epochen. Kurz nach Butrint geht es mit einer winzigen, dafür recht teueren Fähre (11 Euro) über einen schmalen Fluss und weiter auf teils holprigen Strassen zur Grenze nach Griechenland.
Weitere Alternativen sind die teils recht schmale SH98 oder die durchgehend zweispurig ausgebaute SH97. Wir haben uns der Herausforderung gestellt und wurden entlang der SH98 mit zahlreichen Aussichtspunkten und Blicken auf den Liqen i Budritin See sowie die ihn umgebenden Hügel von längst erloschenen Vulkanen belohnt.
28. + 29. Tag – Ruhetag in Igoumenitsa und Rückreise
Zum Abschluss unserer Reise gönnten wir uns noch einen Ruhetag am Meer und liessen dabei die spannende Reise voller neuer Eindrücke noch einmal Revue passieren.
Wäre uns etwas mehr Zeit geblieben, hätten wir ab Igoumenitsa das griechische Festland oder eine der zahlreichen Inseln weiter bereisen können. Statt dessen mussten wir zurück in Richtung Heimat. Vom Fährhafen Igoumenitsa gehen praktisch täglich Fähren verschiedener Anbieter nach Bari, Ancona (unsere Wahl) oder Venedig.
Fazit
Unsere Vorbehalte gegenüber dem Balkan und ganz besonders Ländern wie Rumänien oder Albanien waren stets grösser als unsere Neugier. Die von Seabridge im 2108 zum ersten Mal durchgeführte Tour gab uns die Möglichkeit, diese Länder quasi mit einem Sicherheitsnetz zu bereisen. Dabei wurden unsere Vorurteile gänzlich widerlegt. In allen bereisten Ländern fühlten wir uns nie bedroht oder zu irgend etwas genötigt. Ganz im Gegenteil! Als wir unterwegs einmal ein Problem mit unserem Fahrzeug hatten, durften wir eine spontane und engagierte Hilfsbereitschaft seitens der Einheimischen erfahren.
In einer Gruppe mit 17 Wohnmobilen eine Tour von mehreren Wochen abzufahren, konnten wir uns vorher ebenfalls nicht so recht vorstellen. Dass trotz einer tollen Reisegruppe Spannungen ausblieben, ist zum einen sicher der umsichtigen Reiseleitung von Seabridge zu verdanken. Zum anderen dem ausgereiften Konzept dieses Anbieters geschuldet, welches es den Teilnehmenden erlaubt, dank ausführlichen Unterlagen und meist täglichen Besprechungen die jeweiligen Tagesetappen im eigenen Tempo und mit einem gewissen Mass an Freiheit für kleinere Exkursionen selbständig abzufahren.