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Mittwoch, Oktober 9

Tour-Übersicht

Tour-Dauer: 21. – 24. Mai 2017 (4 Tage, ohne Anfahrt)

Wegstrecke/Etappenziele: Monschau – Eupen – Malmedy – Stavelot – Aywaille – Durbuy – Saint-Hubert – Transite – Han-sur-Lesse – Rochefort – Spontin – Purnode – Dinant – Vogenée – Tournai

Gefahrene Kilometer: 325 km (ohne Anfahrt)

Frequentierte Camping-/Stellplätze: Camping Park Zum Jone Bur (Monschau, DE) – Camping Du Chateau De Dieupart (Aywaille, BE) – Les Roches Camping (Rochefort, BE) – Camping Le Cheslé (Vogenée, BE)

 

Einleitung

Inspiriert durch das Buch „Europa mit dem Wohnmobil“ und einem freien Zeitfenster von einigen Tagen entschlossen wir uns kurzfristig zu einer Tour durch Belgien. Wie sich dabei herausstellte, ist Belgien kein Land für eine rasche Durchfahrt. Besonders dann nicht, wenn man die bezaubernde Landschaft mit seinen historischen Dörfern im östlichen Teil des Landes mit Musse und abseits der Autobahnen auf sich einwirken lassen möchte. Aus der beabsichtigten Rundreise wurde daher nur eine Teilstrecke. Daher der Namen für diese Tour. Zu einem späteren Zeitpunkt beabsichtigen wir auch den Küstenabschnitt an der Nordsee sowie die Städte Brügge, Antwerpen und Gent anzufahren.

 

1. Tag – Von Monschau über die hohe Venn nach Eupen, Malmedy, Stavelot und Aywaille

Nach einer langen Anfahrt und einer Übernachtung im Camping Park „Zum Jone Bur“ waren wir ausgeruht und bereit zur Erkundung von Ostbelgien. Unweit von Monschau befindet sich Eupen, die Hauptstadt von Ostbelgien. Durch den Hohen Venn, einer an finnische Landschaften erinnernde Hochebene, gelangt man auf dem „Highway to Hell“ in das zweisprachige Eupen. Hier befinden sich auch die Chocolaterie Jacques (dazugehörendes Museum geöffnet von Dienstag bis Freitag), in welcher seit dem 1900 Jahrhundert feinste Schokoladenspezialitäten hergestellt werden. Markante Jugenstilhäuser rund um den Markt prägen das Stadtbild. Für ein ausgiebiges Frühstück empfehlen wir die Bäckerei-Konditorei Kockartz.

 

Gestärkt führte uns die Tour weiter durch den Hohen Venn vorbei an Mont Rigi, Ausgangspunkt für ausgedehnte Wanderungen durch die praktisch unberührte Natur, bergab auf einer serpetinenreichen Strasse nach Malmedy, dem Tor zu den Ardennen. Nach einem kurzen Stopp zwecks Besichtigung von Kathedrale, Kloster und Marktplatz ging es auch schon wieder weiter nach Stavelot. Die ehemalige Abtei beim Zentrum beherbergt drei Museen zu den Themen Tempelritter, Mittelalter und Formel-1. Fahrzeuge, Bilder, Videos und zahlreiche Sammlerstücke belegen die Nähe zu Spa-Franchorchamps, der legendären und heute noch auf dem Rennkalender stehende Ardennenrennstrecke unweit von Stavelot.

 

Wer dem Motorsport nichts abgewinnen kann, fährt nach Stavelot weiter bis Trois-Ponts und zweigt hier ab nach Coo. Hier findet man am Fluss Amblève unweit des grössten Wasserfalls von Belgien eine grosse Abenteuerinsel mit einem vielseitigen auch für Kinder geeigneten Freizeitangebot. Camper können hier für 5 Euro parkieren. Schöner ist aber der kleine Campinplatz de la Cascade unmittelbar am Fluss.

Da uns nicht der Sinn nach Achterbahn oder Karussells stand, folgten wir weiter dem Flussverlauf durch das liebliche Tal an Stoumont vorbei nach Remouchamps mit den gleichnamigen Grotten bis Aywaille, wo wir im Camping Domaine Château de Dieupart nach einem Tag mit vielen Eindrücken erschöft aber zufrieden übernachteten.

 

2. Tag – Nach Durbuy, Saint-Hubert, ins Euro Space Center in Transinne, Han-sur-Lesse bis Rochefort

Bei strahlendem Wetter setzten wir unser Reise heute in Richtung Durbuy, unserem ersten Halt an diesem Morgen, fort. Durbuy gilt mit seinen 400 Einwohnern als die kleinste Stadt Belgens. Zu den Stadtrechten kam Durbuy bereits im 14. Jahrhundert durch Johann von Luxemburg. Bei einem Rundgang durch diesen mittelalterlichen Ort fühlt man sich wie in einem Freilichtmuseum. Verwinkelte Gässchen, hübsche kleine Läden und Cafès laden zum verweilen ein.

 

Da heute unter anderem auch ein Besuch im Euro Space Center auf dem Programm stand, verzichteten wir auf den Umweg über das weiter südlich gelegene Wéris mit seinen Megaliten, Menhire und Hünengräber. Statt dessen folgten wir der Ourthe, einem weiteren, in einem idyllischen Tal eingebetten Fluss. bis nach La Roche en Ardenne, einem der Hauptorte mitten in den Ardennentälern. Nach einer Mittagspause in Saint Hubert und einem Besuch im örtlichen Tourismusbüro geht die Fahrt weiter nach Trisanne ins Euro Space Center. Und hier erleben wir unsere erste Entäuschung auf dieser Reise. Das Museum zur Geschichte der europäischen Raumfahrt ist am Montag für das Publikum geschlossen. Obwohl eine Schulklasse gerade eine Führung machte, konnten wir die Dame an der Reception nicht erweichen, uns ebenfalls daran teilnehmen zu lassen. Schade!

Also mussten wir uns mit den Exponaten rund um das Gebäude begnügen. Die dadurch gewonnen Zeit nutzen wir für die Weiterfahrt auf der sogenannten Höhlenroute über Han-sur-Lesse bis nach Rochefort. In beiden Orten können Grotten besucht werden. Insbesondere die Grotte bei Han-sur-Lesse gilt als eine der berühmtesten Höhlen unseres Kontinents.

Das auf einem kleinen Hügel liegenden Städtchen Rochefort diente uns eigentlich nur als Uebernachtungsort. Es hat zwar eine wunderschöne Kathedrale aber sonst haben wir nicht viel sehenswertes gefunden. Leider ist das Verkehrsaufkommen überall omnipräsent und die Strassen mindestens so verstopft wie in einer Grossstadt.

3. Tag – Nach Spontin, Purnode, Dinant und Entlang der Bierroute bis Vognée

Nach einer erholsamen Nacht auf dem Camping in Gehdistanz zur Stadt Rochefort entschieden wir uns für ein Frühstück in der Boulangerie Dechamps im hübschen an der Wegstrecke liegenden Weiler Spontin einzunehmen. Sowohl Spontin als auch eines unserer nächsten Etappenziele, Dinant, wurden im ersten Weltkrieg arg gebeutelt aber glücklichweise anschliessend nach alten Plänen wieder aufgebaut.

 

Es gibt vermutlich keinen besseren Einstieg in die Bierroute als Purnode. Hier befindet sich die Brauerei „Du Bocq“, wo die teils recht hochprozentigen Biere mit dem Namen Gauloise gebraut werden. Die Brauerei bietet auch Führungen mit anschliessender Degustation für kleines Geld an. Allerdings nur am Wochenende und an Feiertagen. Dafür war der Shop geöffnet, so dass wir uns mit den verschiedenen Biersorten der Brauerei eindecken konnten. Auf eine Probe haben wir zugunsten von Dinant, unserem nächsten Zielort, verzichtet.

Dinant gilt nicht zu unrecht als die Perle an der Muese (Maas). Obwohl im ersten Weltkrieg rund um das auf einem Felsen thronende Castell und in der hundert Meter darunter liegenden Stadt zwischen den deutschen und den mit den Belgieren (zu der Zeit eigentlich ein neutrales Land) verbündeten Franzosen heftige Kämpfe ausgefochten und dabei grosse Teile der Stadt gebrandschatzt wurden, haben die nach dem Krieg erfolgten Aufbauarbeiten den ehemaligen Charme von Dinant weitestgehend wieder hergestellt. Das Museum im Inneren der Zitadelle erklärt auf eindrückliche Weise, was damals am 23. August 1914 geschah.

Überhaupt bietet die Zitadelle mit seinen Gratisparkplätzen einen guten Einstiegspunkt zur Erkundung der Anlage sowie der darunter liegenden Stadt. Für € 8.50 erhält man ein Ticket, welches auch zur Benutzung der Seilbahn zwischen Castell und Altstadt berechtigt. Also am besten zuerst von oben einen Überblick verschaffen und dann runter mit der Gondel direkt ins Herz von Dinant.

Übrigens, in Dinant ist auch ein Adolph Sax geboren, welcher als Erfinder des Saxophons gilt. Das ist unübersehbar, angesichts der zahlreichen über die Stadt verteilten Skulpturen und Plastiken im Motiv von eben diesem Instrument.

Für einen kleinen Snack zwischendurch oder als Mitbringsel sollte man unbedingt auch der Patisserie Jacobs an der Rue Grand unweit des Notre-Dame von Dinant einen Besuch abstatten. Hier bekommt man die einzigartigen Couque de Dinant, einer Art von Oblade in verschiedenen Formen und kunstvollen Prägungen aus Teig mit Honig. Allerdings ist dieses Gebäck so hart, dass man es vor dem Genuss zuerst von Hand brechen und anschliessend im Mund etwas zergehen lassen muss. So kann sich auch der feine Honiggeschmack wunderbar entfalten.

 

Wieder auf der Bierroute fuhren wir zuerst entlang der Meuse bis Anhée, um von hier in das Tal der Molignée abzubiegen. Sowohl direkt an der Meuse, nur zirka einen Kilometer nördlich von Dinant wie auch in Anhée gibt es einen Camping- bzw. einen Stellplatz, falls der Aufenthalt in Dinant doch etwas länger dauern sollte.

Im Tal der Molignée schlängelt sich die Strasse entlang des dicht bewaldeten Flusses. Zahlreiche kleine Parkplätze laden entlang der Strecke zum Verweilen ein. Ist der Motor einmal abgestellt, verbreitet sich eine Stille in Kombination mit einem wunderbaren Duft von Wasser, Kräutern und Planzen.

Hat man Zeit und Lust auf die Erkundung einer Burgruine, bietet sich in Le Marteau das auf einen Felsen gebaute Château de Montaigle aus dem 15. Jahrhundert in idealer weise an. Da uns die Zeit in Dinant etwas davongelaufen war, entschieden wir uns stattdessen die Reise bis Marderet fortzusetzen, um dort etwas Zeit für den Besuch der Abtei Maredsus zu haben. Die noch intakte, gänzlich im neugotischen Still gebaute Benediktinerabtei aus dem Jahre 1872 entpuppte sich als wahrer Touristenmagnet. Das hat vermutlich weniger mit religiösen Aspekten zu tun, als vielmehr mit den schön angelegten Gärten wozu auch mehrere Biergärten mit ansehnlicher Speisekarte gehören, dem ausgezeichneten dort produzierten Käse sowie dem dort gebrauten Bier in den Sorten Maredsous Blonde, Bruin und Triple. Es hat einen Alkoholgehalt zwischen sechs und zehn Prozent. Sollte nach soviel Genüssen eine Weiterreise aus verständlichen Gründen nicht mehr möglich sein, darf man ohne weiteres auf dem grossen Parkplatz vor der Anlage das WoMo auch für eine Nacht abstellen. Von unserer Selbstdisziplin getrieben und im Wissen um die zu fahrende Strecke am Folgetag, entschieden uns für die Weiterfahrt zu unserem nächsten Campingplatz in Vogenée.

4. Tag – Nach Tournai unserem letzten Etappenort

Heute ging es im zügigen Tempo zuerst vorbei am grössten Seengebiet mit dem Namen Lac de l’Eau d’Heure (sparen wir uns für den nächsten Besuch in diesem schönen Land auf) in Richtung Norden und dann weiter gen Westen nach Tournai an der Schelde, der angeblich zweitältesten Stadt Belgiens. Gemäss der Chronik wurde diese Stadt bereits 50 v. Chr. gegründet und besitzt mit der Kathedrale Notre-Dame aus dem 11.-13. Jahrhundert und dem ältesten Belfried (hoher Glockentrum) Belgiens gleich zwei zum UNESCO-Welterbe gehörende Bauwerke. Leider werden zur Zeit und vermutlich auch noch in den kommenden Jahren an der Kathedrale umfangreiche Restaurationen durchgeführt. Der Bergfried hätte uns trotz oder dank den 257 Stufen bis zur Spitze mit einem schönen Rundblick auf Tournai und seine Umgebung belohnt. Bei unserer Ankunft wartete leider schon eine grosse Menschenmenge auf Einlass und nach unserem Rundgang durch die leider sehr verkehrsreiche Stadt waren wir zu erschöpft für den Aufstieg.

Auch sonst hat sich uns der Charme dieser Stadt trotz ihres Alters und einem schiffbaren Kanal innerhalb eines Tages nicht wirklich erschlossen. Der eigentlich wunderschöne Marktplatz (Grand Place) mit den zahlreichen historischen Gebäuden ringsum, wie auch die ganze Altstadt waren bei unserem Besuch völlig zugeparkt. Dito für die davon wegführenden Alleen sowie entlang des Kanals.

Hungrig kehrten wir, verlockt von den Menüs auf den Schiefertafeln, im L’Imperatrice eingangs zum Grand Place ein. Mit einer vorzüglichen, belgischen Carbonade (eine Art Voressen an einer kräftigen Sauce aus Leffe-Bier) und Fritten entschädigten wir uns für die etwas enttäuschten Erwartungen an diese Stadt. Gesättigt und erholt konnten wir jetzt wieder die Heimreise antreten.

Unser Fazit so weit

Belgien ist ein kleines Land und obwohl wir bis jetzt nur einen Teil davon befahren haben, sind wir bereits auf viel Sehenswertes gestossen. Wir hätten entlang der ersten Wegstrecke noch vieles erkunden können. Daher unsere Empfehlung, hängen Sie diesen Abschnitt einige Tage mehr an. Zahlreiche Schlösser, Burgen, Brauereien, das Seengebiet oder Wanderungen durch den hohen Venn oder die Ardennen rechtfertigen einen längeren Aufenthalt allemal. Die netten Stell- und Campingplätze, der besondere Charme und die Hilfsbereitschaft der Belgier sind mit ein Grund, dass wir Belgien sicher noch ein zweites Mal bereisen werden. Dann soll die Tour in umgekehrter Richtung von der Nordseeküste über die grossen Metropolen, wie Brügge, Antwerpen, Gent und Brüssel verlaufen. „Á bientôt!“

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