Von Domodossola kommend fährt man auf der linken Seite des Ortasees dem See entlang bis Pettenasco. In Pettenasco bei der Kirche weist eine kleine Tafel an der Abzweigung nach Pratolungo den Berg hinauf zum Campingplatz. Nach einer kurzen Fahrt auf einer teils recht steilen Strasse mit einigen engen Kurven erreicht man das Ziel. Empfangen wird man vom immer fröhlichen und zuvorkommenden Inhaber des Platzes in zweiter Generation. Paolo spricht neben seiner Mutterprache auch Französisch und Englisch. Deutsch nur einige Wörter.
Die Stellplätze für Durchreisende vermischen sich mit Plätzen von Dauermietern auf verschiedenen Ebenen den Hügel hinauf. Von den unteren Plätzen hat mein praktisch freie Sicht auf den Ortasee sowie die Isola San Giulio. Sämtliche Stellplätze sind angenehm gross, bieten neben etwas Privatsphäre jeweils auch einen Stromanschluss. Allerdings sind diese nur schwach abgesichert. Klimaanlagen lösen daher regelmässig die Sicherung aus. Da an Hanglage gelegen, machen bei sonnigem warmen Wetter eine oftmals leicht wehende Brise das Klima meist auch ohne Klimaanlage recht angenehm.
Zur Infrastruktur gehören die üblichen Einrichtungen wie Abwasch, Duschen, Toiletten ohne Desinfektionsspray, Waschmaschine, Reinigungsstelle für Boardtoilette. Bei Toiletten handelt es sich mit Ausnahme von je (F/M) einer mit Schüssel (ohne WC-Ring!?!) allerdings ausschliesslich um die mediterrane Version. Das mag gut für ein Training der Oberschenkelmuskulatur sein, zeitgemäss und wirklich hygienisch ist das aber eher nicht. Eine Bar, Minimarket, ein kleiner Pool, Spielplatz, Gemeinschaftsraum mit Tischfussball und -tennis zur freien Benutzung, ein Internethotspot wie auch eine Grillstelle sind weitere Merkmale dieses Campingplatzes. Für grössere Einkäufe fährt man runter nach Pettenasco zur Filiale der Supermarktkette Conad. Hier gibt es auch eine Apotheke, Kiosk, Tankstelle und Restaurants. Wer im See baden möchte, kann das hier ebenfalls hier tun. Ansonsten gibt es in Pratolungo neben einigen Häusern und einer Kirche nur ein kleines 2** Hotel mit ausgezeichnetem Restaurant/Pizzaria.
Warum wir uns für diesen und nicht für den Campingplatz am See entschieden haben? Erstens, weil es hier nachts sehr ruhig ist. Die Plätze am See befinden sich direkt an der Hauptstrasse und unweit der von Güterzügen auch nachts befahrenen Bahnlinie. Und zweitens hatten wir ja unsere E-Bikes (Klappräder der Marke Hercules mit 400W Elektromotor von Bosch) dabei. Damit lassen kleinere Distanzen wie z.B. in das nahe gelegene Städtchen Orta, wie auch die Steigung hinauf zum Campingplatz, ohne grosse Kraftanstrengung überwinden. Mit einem normalen Fahrrad kann diese besonders im Sommer recht schweisstreibend sein. Für alle, die ohne Fahrrad oder Roller unterwegs sind, bietet Paolo auch einen Shuttelservice nach Orta für kleines Geld an.
Als wir ankamen, herrschte Camper-Traumwetter. Sonnenschein, ein lauer Wind, Sicht auf See und gegenüberliegendes Ufer. Also Markise raus, Teppich gelegt, Tisch und Stühle aufgeklappt, ein kühles Glas Rosé… In der Nacht vom zweiten auf den dritten Tag ging ein heftiges Gewitter runter und seit dieser Nacht, wir haben heute den vierten Tag, hat es nicht mehr aufgehört zu regnen. Wir kennen das aus dem angrenzenden Tessin. Wenn es bei Südwind in dieser Gegend regnet, dann aber richtig und vor allem ausdauernd. Und hier kommt der grösste Nachteil von diesem ansonsten schön am Hang angelegten Campingplatz zum Vorschein. Wasser und der ganze Dreck laufen bekanntlich immer nur in eine Richtung. Ist man zuoberst, mag das noch zu ertragen sein… Bei Campingplätzen wie diesem fänden wir es eine gute Idee, auf den Stellplätzen – neben dem Abstellplatz für das Fahrzeug – einen Plattenboden für Tisch und Stühle und darum herum eine Abflussrinne für das Regenwasser zu haben. Da man bei Regenwetter hier nicht viel machen kann ausser zu lesen, diese Blog zu schreiben oder falls vorhanden, Fern zu sehen, wäre es auch toll, wenn der Internetzugang kostenlos oder zumindest etwas günstiger wäre. Bei einer abgestuften Preisliste kostet, der nicht allzuschnelle Zugang für z.B. 2 Stunden satte 4 Euro, für einen ganzen Tag bezahlt man 15 Euro, etc.
Von uns frequentiert: 26.-31. Mai 2016 (5 Nächte)
Kosten für eine Nacht: Fr. 23.- (ACSI-Tarif)
Unsere Bewertung; 3 Sterne (von max. 5 Sternen)
Reservation in der Hochsaison sehr empfohlen.
URL: http://campingroyal.com/de/index_deu.html