Tour-Übersicht
Tour-Dauer: 21. – 25. Juni 2017 (5 Tage)
Wegstrecke/Etappenziele:Neuenburg – Noiraige – Môtiers – Travers – Château de Joux – Lac Saint-Point – Malbuisson – Neuenburg
Gefahrene Kilometer (ohne Anfahrt): 113
Frequentierte Camping-/Stellplätze: Camping Paradis-Plage (Columbier, CH) – Camping Mun. St. Point-Lac (St. Point-Lac, FR)
Einleitung
Der Jura mit seinem Gebirge erstreckt sich in der nordwestlichen Schweiz und Frankreich über eine Fläche von 5.000 km² in Frankreich und 380 km² in der Schweiz. Nicht nur für uns Schweizer kann es daher durchaus Sinn machen, als Startpunkt für eine Tour durch diese landschaftlich zu jeder Jahreszeit reizvollen Gegend die Stadt Neuchâtel bzw. den Camping in Columbier anzusteuern. Von hier führt die Strasse durch das Val de Travers, bekannt für seinen Absinth, über die Landesgrenze zum östlichen Ausläufer des Französischen Juras.
1. Tag – Neuenburg
Wenn man schon mal in der Gegend ist, sollte man sich auch die Zeit für einen Rundgang durch die Altstadt von Neuenburg mit ihren schönen Gassen nehmen. Neuenburg, oder auf französisch Neuchâtel, ist der Hauptort des gleichnamigen Kantons und grenzt südlich an den Neuenburgersee.
Vom Bahnhof hat man einen schönen Blick auf das Schloss, die Basilika und das darunter liegende historische Zentrum. Einzig bei der Parkplatzsuche für unser Wohnmobil wurden wir leider nicht fündig. Weshalb wir entschieden, mit dem Tram ab dem rund sechs Kilometer entfernten Campingplatz in Columbier anzureisen.
2. Tag – Wanderung durch das Val de Travers
Ausgangspunkt für die heutige Wanderung war Noiraige im Val de Travers. Um dorthin zu gelangen, nahmen wir das Tram (Haltestelle beim Camping) nach Neuenburg und stiegen dann in den Zug nach Noiraige um. Von hier verläuft der Wanderweg grösstenteils dem Fluss Areuse entlang, welcher nach Boudry, dem Zielort der rund 12 Kilometer langen Wanderung, in den Neuenburgersee fliesst. Hardcore-Wanderer können mit dem Zug noch weiter ins Tal bis Saint-Sulpice zur Quelle der Areuse fahren. Ab hier beträgt die Distanz nach Boudry aber gut und gerne 32 Kilometer. Dafür kann man unterwegs bei Môtiers im Marion de l’Absinthe einen Zwischenstopp einlegen. Ob man danach noch genügend trittsicher für den Rest des Weges ist, scheint aber eher fraglich.
Wir entschlossen uns für die kurze Variante. Nach gut 30 Minuten Weg ab Noiraige (noaräg gesprochen) kommen die Felswände immer näher und das Getöse des Wassers wird immer lauter. Eine erste Brücke führt über die sprudelnde Areuse. Kraftvoll stürzt der Bach die Stromschnellen hinunter. Flache Passagen wechseln sich ab mit steilen Treppen immer weiter hinunter in die Schlucht bis zum Pont du Salut de Brot.
Von der Brücke war es noch eine kurze Wegstrecke bis Champ-Du-Moulin, dem ersten Etappenziel auf unserer Wanderung. Das Restaurant „La Truite“ (Forelle) verlockte uns mit einer reichhaltigen Speisekarte zu einer längeren Rast. Wir können die Forellenfilets an Mandeln nur empfehlen. Im nicht ganz so preisgünstigen Menü waren auch ein grosser Salat und Beilagen enthalten. Wir können uns nicht erinnern, wann uns Forellen begleitet von einem Oil-de-Perdri je besser geschmeckt haben. Abgeschlossen haben wir das leckere Mahl mit einer Eiscreme mit Absinthgeschmack.
Dass wir trotz voller Bäuche unseren inneren Schweinehund überwunden und weitergewandert sind, statt mit dem Zug ab Camp-du-Moulin die Rückreise anzutreten, hat sich im Nachhinein als richtig erwiesen. Der Wanderweg hatte, wie die Bilder belegen, noch viele Höhepunkte für uns parat.
Enger und tiefer wurde die Schlucht, welche wir immer wieder über schmale Brücken gekreuzt haben. Die architektonisch gelungene Passerelle sur l’Areuse oder der Pont de Clées entschädigten uns für das stete, manchmal recht steile Bergauf und Bergab.
Unser Fazit: Der Wanderweg entlang der Areuse ist definitiv eine der schönsten Flusswanderungen, die wir je gemacht haben. Der Wanderweg ist für Kinderwagen nicht geeignet. Auch guten Halt bietende Wanderschuhe sind ein Muss. Wer sich nach einer ausgiebigen Einkehr in Champ-du-Moulin trotzdem überwindet, weiter zu marschieren, wird mit einmaligen Eindrücken von der Schlucht der Areuse belohnt.
3. Tag – Durch das Val-de-Travers bis nach St. Point-Lac
Als Belohnung fürs frühe Aufstehen bestimmten wir die Chocolatier Jacot in Noiraige zu unserem ersten Etappenziel. Wir hätten hier schon am Vortrag reinschauen und uns mit Schokolade eindecken können, haben aber wegen den heissen Temperaturen auf der Wanderung darauf verzichtet.
Schon wenn man den Degustationsraum betritt, merkt man gleich, dass hier keine 08/15-Ware hergestellt wird. Eine der Spezialitäten des Hauses Jacot sind die bâtons à l’absinthe. Absinth, auch bekannt als „Grüne Fee“ wurde ursprünglich im 18. Jahrhundert im Val de Travers als Heilelixier hergestellt. Diese Spirituose aus Wermut, Anis, Fenchel und weiteren Kräutern, war anfangs des 20. Jahrhunderts wegen vermeintlicher Nebenwirkungen in vielen Staaten verboten bzw. für Liebhaber nur als Schwarzbrand erhältlich. Seit das Verbot im Jahre 2005 auch in der Schweiz wieder aufgehoben wurde, kann man den Absinth in verschiedenen Brennereien entlang der durch das Val de Travers verlaufenden „Route de Absinth“ degustieren, sowie direkt bei den Erzeugern kaufen.
Weiter führte uns die Tour zu den heute stillgelegten Asphaltminen kurz nach der Ortschaft Travers. Ein Teil des gut einen Kilometer langen Stollens kann heute mit Führung besichtigt werden. Die Touren starten jeweils um 10:30 und um 14:00 Uhr. Macht sich nach der Besichtigung ein kleiner Hunger bemerkbar, empfiehlt sich im zur Mine gehörenden Café des Mines einen im heissen Asphalt gegarten Schinken oder auch andere Spezialitäten aus der Region zu probieren.
Weniger Glück hatten wir mit der in La Raisse bei Fleurier gelegenen Brennerei Destival. Restaurant und Brennerei scheinen schon vor Jahren den Betrieb aufgegeben zu haben. Wer trotzdem eine Absinth-Brennerei besuchen möchte, dem sei z.B. die Absintherie et Musee du Père Françoisdas an der Rue de l’Arnel 1 in Môtiers empfohlen. Für Gruppen ab 10 Personen bietet Herr Françoisdas nach vorgängiger Anmeldung Führungen auf französisch zum Preis von 7 Euro inkl. Degustation an. Eine schön gemachte Ausstellung rund um die Grüne Fee befindet sich im Maison de l’Absinthe an der Grand Rue ebenfalls in Môtiers.
Kurz nach der Grenze zu Frankreich steuerten wir das über der Ortschaft La Cluse-et-Mijoux thronende Château de Joux an. Schilder weisen in La Cluse zur Auffahrt. Auf einer Einbahnstrasse gelangten wir zum Parkplatz etwas unterhalb der Festung. Von hier war es noch ein fünf minütiger Fussmarsch bergauf bis zum Tor.
Der innere Kern des Châteaus stammt aus dem 11. Jahrhundert. Über die Jahrhunderte wurden fünf aufeinanderfolgende Festungsmauern hinzugefügt. Die letzte Erweiterung mit den Kasematten erfolgte 1879 durch Hauptmann Joseph Joffre, dem späteren Oberbefehlshaber der Französischen Armee im 1. Weltkrieg. Bei der geführten Tour (Termine beachten) durchschritten wir die einzelnen Festungsmauern bis zum Bergfried und dem Palais, welches schon seit Jahrhunderten als Gefängnis diente. Zu den prominenten Insassen gehörte u.a. Berthe von Joux, der Marquis de Mirabeau oder Toussaint L’Ouverture.
Auf einer endlos scheinenden Wendeltreppe (von Joffre als direkte Verbindung zur Kasematte geplant) überwanden wir 36 Meter Höhenunterschied. Vorbei am Burgbrunnen mit seiner beeindruckenden Tiefe von 120 Metern und den Katakomben endete die Führung nach gut einer Stunde.
Da wir es von hier nicht mehr weit zu unserem Campingplatz in Saint-Point-Lac hatten, genehmigten wir uns in dem Restaurant beim Château noch ein kleines Mittagessen. Wer Schafskäse mag, dem sei der Salat mit gebackenem Käse besonders empfohlen.
4. Tag – Mit dem Schiff nach Malbuisson
In Saint-Point-Lac gibt es eine kleine Käserei mit einem ausgezeichneten Compté sowie eine gut bestückte Weinhandlung. Wer aber grössere Einkäufe tätigen will, sollte nach Malbuisson, auf der gegenüberligenden Seite des Sees, fahren. Gleich neben dem Camping befindet sich eine Anlagestelle für das kleine Kursschiff, das uns in wenigen Minuten nach Malbuisson brachte.
Hier findet man einen Supermarkt und andere kleinere Läden, eine Post, diverse Restaurants sowie eine Kirche mit beeindruckend gestalteten Glasfenstern. Für den Rückweg kann man den Rad- bzw. Wanderweg entlang des Sees oder, wie wir es taten, wieder das Kursschiff wählen. Den Nachmittag verbrachten wir bei sonnigem und warmen Wetter am und im See.
5. Tag – Rückreise nach Neuenburg
Besondere Umstände zwangen uns zur sofortigen Heimkehr. Ansonsten hätten wir sicher noch entlang des Neuenburgersees, z.B. in Yverdon-Les-Bains, einen Halt eingelegt. Auf jeden Fall hat diese Tour unseren Appetit auf mehr Jura geweckt. Wir hoffen daher, in absehbarer Zeit diese wunderschöne Region, vor allem auch auf der französischen Seite, noch intensiver erkunden zu können. À bientôt!