Tour-Übersicht
Tour-Dauer: 7.10. – 12.10.2016 (6 Tage)
Wegstrecke/Etappenziele: Olbia – Posada – Santa Lucia – Ortsei – Dorgali – Cala Conone – Genna Cruxi Pass – Baunei – Arbatax – Costa Rei – Cagliari
Gefahrene Kilometer: 337 km (ohne Anfahrt)
Frequentierte Camping-/Stellplätze: Selema Camping (S. Lucia, IT) – Camping Villaggio Sos Flores (Arbatax, IT) – Camping Tiliguerta Village (Muravera, IT) – Camper Cagliari Park (Cagliari, IT)
Einleitung
Sardinien gilt als wahrer Jungbrunnen. Zumindest so wurde die Insel in einer kürzlichen Dokumentation über Regionen, wo Menschen sich überdurchschnittlich lange am Leben erfreuen dürfen, angepriesen. Liegt es an der Brise, welche von der über 1850 Kilometer langen Meeresküste über das malerische Land weht, den Buchten mit seinen Sandstränden, welche zum Baden einladen, den pittoresken Orten oder dem guten Essen, dem Ziegenkäse oder dem ausgezeichneten Wein, der zu Hauptsache aus der Grenache-Rebe – hier Cannonau genannt – besteht? Diesen Fragen wollten wir u.a. auf unserer Rundreise mehrheitlich entlang der Küste nachgehen.
Aber Sardinien im Oktober zu bereisen, geht das? Schon bei der Reiseplanung mussten wir feststellen, dass viele der wirklich zahlreichen Camping- oder Stellplätze ihre Tore bereits Ende September schliessen. Doch der Reihe nach…
1. Tag – Anreise und weiterfahrt nach Posada
Sardinien erreicht man mit der Fähre ab Genua, Livorno oder über Korsika. Die Überfahrt dauert je nach Ausgangs- und Zielhafen 12, 8 oder zwei Stunden. Wir entschieden uns für die Überfahrt mit der Moby-Line von Livorno nach Olbia.
Zentimetergenau sortierten die ziemlich gestresst wirkenden Einweiser Autos, Laster und Reisemobile auf der Fähre ein. Da wir eine Nachtpassage gebucht hatten, entschieden wir uns, diese in aufpreispflichtigen Liegesitzen zu verbringen. Zum Glück hatte es relativ wenig Passagiere. Dadurch konnten sich jeder von uns auf einer Sitzreihe querlegen. In der Hochsaison raten wir auf jeden Fall zur Buchung einer Kabine, den wirklich bequem waren die Liegesitze nicht.
Als nach gut acht Stunden auf relativ ruhiger See die Hafeneinfahrt von Olbia erkennbar wurde, drängte alles voller Ungeduld zu den Fahrzeugen. Leider hatte sich die Hektik der Passagiere auch auf die Mannschaft übertragen. Wild gestikulierend wurden wir aus der Fähre komplimentiert. Davon nur wenig irritiert, liessen wir uns aber die Vorfreude auf die Insel nicht verderben. Reif dafür waren wir allemal.
Von den ersten Sonnenstrahlen begrüsst, erkundeten wir vor der Weiterfahrt in den frühen Morgenstunden unseren Zielhafen Olbia. Diese Hafenstadt aus der vorrömischen Zeit, hielt uns gut zwei Stunden in ihrem Bann. Auch wenn schon etwas rar, gibt es sie noch, die ehemals typischen engen Gässchen der Altstadt. Noch rasch einen Espresso und die Inselumrundung konnte beginnen.
Für unsere Reise wählten wir die malerische Küstenstrasse SS 125, welche sich teilweise recht engkurvig in Richtung Süden bis nach Cagliari schlängelt. Obwohl von der Anreise nach Livorno und der Überfahrt nach Oblia etwas erschöpft, wollten wir uns auf dem Weg zu unserem ersten Stellplatz in S. Lucia das Küstenstädtchen Posada nicht entgehen lassen. Eng aneinander an einem Felsen aufgereihte Häuser mit farbigen Fassaden, weisen den Weg zur Burgruine auf der Spitze. Über allem thront noch der für drei Euro besteigbare Turm des Castello della Fava. Hat man sich einmal durch die enge Öffnung zur obersten Plattform gezwängt, was sicher nicht jedermanns Sache ist, wird man mit einer fantastischen Aussicht auf die Küste und das Hinterland belohnt.
Von Posada war es dann auch nicht mehr weit nach S. Lucia, wo wir in einem der wenigen in diesem Küstenabschnitt und zu dieser Jahreszeit noch geöffneten Campingplatz namens Selema Quartier für unsere erste Nacht auf Sardinien bezogen.
2. Tag – Weiterreise nach Arbatax
Weiter ging es auf der SS 125 in Richtung Süden. Unsere heutigen Etappenziele hiessen Orosei, das Bergstädtchen Dorgali, die Bucht von Cala Gonone mit seinen Grotten und kleinen Buchten, der Genna Cruxi Pass und die Ortschaft Abratax. Im Camping Villaggio Sos Flores hatten wir unseren nächsten Zwischenhalt eingeplant.
Nach Santa Lucia schlängelt sich die 125er weiter nach Orosei mit seiner gänzlich mit einer weissen Front versehenen Basilika. Vorbei an Marmorsteinbrüchen fuhren wir in gemächlichem Tempo auf der leicht ansteigend Strasse in das höher gelegene Städtchen Dorgali. Feigenkaktusse mit reifen Früchten, Oleanderbüsche, Schaf- und Ziegenherden bestimmten das Bild entlang der Strasse. In Dorgali ging es durch sehr sehr enge Gassen entweder rauf oder runter. Leider unterscheidet sich die Disziplin beim Parkieren der Autos auf Sardinien keinen Deut vom italienischen Festland. Beherrschung des Campers und seinen Dimension sind ein absolutes Muss. Oft waren es nur weniger Zentimeter, welche unser Wohnmobil von den Stossstangen der querparkierten Fahrzeuge trennten. Will man das Städtchen erkunden, parkiert man daher am besten etwas unterhalb und geht zu Fuss weiter. Besondere Attraktionen konnten wir auf der Durchfahrt keine feststellen, welche einen längeren Halt gerechtfertigt hätten. Aber vielleicht waren wir vom Rangieren durch die engen Gassen einfach nur zu abgelenkt.
So beschlossen wir unsere Fahrt in Richtung Cala Gonone fortzusetzen. Dazu biegt man kurz nach Dorgali links in einen Tunnel ein. Von hier geht es steil runter in das touristische Städtchen am Meer. Traumhafte Buchten mit türkisfarbenem Wasser und die Grotten del Blue Marino rechtfertigten einen Zwischenhalt auf jeden Fall. Aber Achtung: die SS 125 BIS entlang der Buchten führt in eine Sackgasse, an deren Ende wir unser 7-Meter-Wohnmobil wegen den vielen parkierten Autos nicht wenden konnten, was eine gute Auffrischung unseres Fahrtrainings im Rückwärtsfahren war.
Der 906 Meter hohe Pass Genna Cruxi muss der feuchte Traum eines jeden Bikers sein. Entlang der Bergflanke mit ständigem Blick auf den Parco del Orosei schlängelt sich die SS 125 über den Pass via Baunei nach Arbatax. Die wenigen Stellen, welche einen behinderungsfreien Stopp zuließen, wurden von uns dann auch ausgiebig fürs fotografieren der grünen Talebene genutzt. Liebhaber des Schafs- und Ziegenkäse können sich kurz vor Baunei in einer Schaukäserei zu fairen Preisen mit dieser Spezialität eindecken. Da wir den Tag mit zahlreichen Fotostopps verbummelt hatten, waren die Geschäfte in Tortoli bzw. Arbatax bereits geschlossen. Auch der von für die Nacht angesteuerte Camping Villaggio Sos Flores hatte bereits auf Winterbetrieb umgestellt. Zum Glück hatten wir noch einige Konserven dabei.
3. Tag – Von Arbatax an die Costa Rei
Ist man in Arbatax, gehört ein Besuch der am Hafen gelegenen Roten Felsen „Scogli Rossi“ zum Pflichtprogramm. Auf dem grossen Platz bei den Felsen konnten wir unser Wohnmobil gebührenfrei abstellen. Vor allem die praktisch quadratische Öffnung in einem der Felsen hat es vielen Besuchern angetan. Bei entsprechender Sonneneinstrahlung leuchten die Felsen in einem satten rostrot. Von hier geht der Blick rauf entlang der Küste bis zum schroff abfallenden Capo Montesantu.
Auf der alten SS 125 führte uns der Weg weiter Richtung Süden an die Costa Rei unserem nächsten Etappenziel. Die Landschaft ist in diesem Abschnitt vor allem geprägt durch die zahlreichen Weinberge wo die Cannonau Rebe angebaut wird sowie den teils meterhohen Kaktusstauden entlang der Strasse. Vielleicht lag es an der Jahreszeit oder daran dass Sonntag war, kaum ein Fahrzeug hat unseren Weg gekreutzt. So konnten wir im gemächlichem Tempo die Landschaft auf uns einwirken lassen. Obwohl nur eine relativ kurze Strecke von etwas über 90 Kilometern war es bereits Abend, als wir den Camping Tiliguerta Village, unser Domizil für die nächsten zwei Nächte erreichten.
5. Tag – Auf nach Cagliari
Eigentlich wollten wir auf unserer Reise grössere Städte meiden, um uns ganz der Küstenlandschaft hinzugeben. Dass wir bei Cagliari von unserem Vorsatz abgewichen sind, hat sich als echter Glücksfall erwiesen. Diese Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten lohnen einen Besuch alle mal.
Abgestellt haben wir unser WoMo im Camper Cagliari Park an der Via Caboni. Der Stellplatz befindet sich in Gehdistanz zum Hafenviertel. Viele gute Restaurants mit moderaten Preisen verteilen sich hier in den engen Gassen über das ganze Viertel.
Das Hafenviertel ist auch ein guter Ausgangspunkt, um die obere Altstadt zu erkunden. Hier prägen das Stadtbild vor allem der ursprünglich im 13. Jahrhundert er- und im 17 Jahrhundert gänzlich im Barockstil umgebaute Dom mit seiner reich verzierten Krypta. Die Türme „Torre dell‘ Elefante“ und „Torre di San Pacrazio“, Elefantenturm und Pancrazioturm, sind Teil der pisanischen Befestigungsanlage aus den Anfangsjahren des 14. Jahrhunderts und heute für die Besucher zugänglich.
Auf der alten Bastion San Remy aus piemontesicher Zeit wurde 1901 eine bei Touristen und Einheimischen beliebte Aussichtsterrasse erbaut. Wem der Aufstieg zum Dom zu mühsam ist, bringen von hier zwei Aufzüge ebenfalls in die Oberstadt.
Auf dem Nachbarhügel, unweit des Stellplatzes, steht angrenzend an den Friedhof „Cimitero Monumentale N.S. Bonaire“ die viel besuchte Wallfahrtskirche „Nostra Signora di Bonaria“ mit ihrer imposanten Barockfassade. Von der ausladenden Freitreppe hat man eine wunderbare Aussicht auf den Golfo degli Angeli. Den Namen Nostra Signora di Bonaria erhielt die Basilika von einer Madonnenfigur, die, so erzählt die Legende, in einer stürmischen Nacht 1370 hier angespült worden war. Als die Menschen die Kiste mit der Figur öffneten, stellten sie voller Erstaunen fest, dass die sich in den Händen der Madonna befindliche Kerze noch brannte. So wurde die Madonna die Schutzpatronin der Fischer und Seeleute und schließlich auch der Insel Sardinien.
Die verschiedenen Museen, den erstmals 1866 geöffneten Botanischen Garten mit seinen archäologischen Fundstätten, z. B. Zisternen und eine römische Höhle, das Rathaus Cagliaris, den Palazzo Viceregio (Vizeköniglicher Palast) oder „Il Poetto“, einer der längsten Strände des Mittelmeers und nur wenige Kilometer von der Stadtmitte entfernt, sparen wir uns für unseren nächsten Besuch in Cagliari auf.
Vom netten Platzwart des Stellplatzes hatten wir die Empfehlung bekommen, vor unserer Weiterfahrt am nächsten Tag frühmorgens noch dem grossen Fisch- und Gemüsemarkt an der Via Cocco Orte einen Besuch abzustatten. Will man sich mit frischen Lebensmitteln eindecken, dann ist das definitiv der richtige Ort dafür. Alles was das Land und das Meer zu bieten haben, war sehr appetitlich präsentiert und absolut gerechtfertigten Preisen beschildert.