Tour-Übersicht
Tour-Dauer: 19. – 27. Juni 2019 (8 Tage)
Wegstrecke/Etappenziele (ohne Anfahrt): Kirkenes – Inari – Rovaniemi – Pitea – Sundsvall – Stockholm – Gränna – Göteborg
Gefahrene Kilometer (ohne Anfahrt): 1321 Km
Frequentierte Camping-/Stellplätze: Stellplatz Kirkenes (Kirkenes, NO) – Ivalo River Camping (Ivalo, FI) – Ounaskoski Camping (Rovaniemi, FI) – Västra Kajen Camping (Pitea, SE) – Nordic Camping (Sundsvall, SE) – STF Langholmen Hostel (Stockholm, SE) – Gränna Camping (Gränna, SE)
Einleitung
Von Murmansk in Russland her kommend hatten wir in Kirkenes zwei Optionen. Entweder zur norwegischen Westküste weiterfahren, wie das vermutlich die meisten tun. Da wir das Nordkap und grosse Teile der Küste bis runter nach Bergen schon gesehen hatten, entschieden wir uns für die Route durch Finnland bis zur Nordspitze des Bottnischen Meerbusens. Von hier wollten wir die reizvolle Schärenküste bis Stockholm erleben. Nach der intensiven Erkundung von Schwedens Hauptstadt durchquerten wir das südliche Schweden bis Göteborg, von wo uns die Fähre nach Kiel brachte.
1. Tag – Von Kirkenes nach Ivalo (238 Km)
Wer schon einmal mit den Hurtigruten entlang der norwegischen Küste gereist ist, dürfte Kirkenes bereits kennen. Je nachdem in welche Richtung man reist, Kirkenes ist entweder Ausgangs- oder Zielhafen der weltberühmten Postschiffe. Das Grenzlandmuseum in Kirkenes war bei unserer Ankunft aus Russland bereits geschlossen. Die Erkundung des Zentrums dieser rund 3500 Einwohner zählenden Stadt gab leider auch nicht allzu viel her.
So machten wir uns bereits am nächsten Morgen in der Früh auf zu unserer Tour durch Lappland. Zuerst noch ein Stück auf der E6. Bei Näätämön und seinen lachsreichen Stromschnellen bogen wir auf Strasse 893 in Richtung Finnische Grenze ab.
Zahllose kleinere Seen und ab und an auch einige Rentiere flankierten die praktisch verkehrsfreie Strasse 971 bis zur Abzweigung in die E75. Schon einmal geräucherten Weissfisch aus dem Inarisee probiert? Kurz nach der Kreuzung befindet sich ein von Samen betriebenes Café mit diesem besonderen Fisch als einzigem Hauptgang auf der Speisekarte.
Die Geschichte der Samen seit ihrer Ansiedelung im Norden Skandinaviens und auf der Kolahalbinsel in Russland vor über 6000 Jahren erklärt ausführlich das mit Liebe zum Detail gemachte Museum in Inari. Im daran angeschlossenen Freilichtmuseum steht u.a. ein ehemaliges Bauernhaus samt Nebengebäuden. Es wurde von einer Sämischen Familie noch bis in die Fünfzigerjahre des letzten Jahrhundert bewohnt. Rekonstruierte Fallen zeigen, auf welche Weise früher wilde Tiere – vom Vielfrass bis zum Bären – zur Ergänzung des Speisezettels gejagt wurden.
2. Tag – Durch Lappland nach Rovaniemi (284 Km)
Auf unserer Weiterfahrt durch Lappland in den Süden konnten wir mehrere interessante Beobachtungen machen. Die Vegetation veränderte sich und das obwohl wir uns noch über dem Polarkreis befanden. Die Strassen wurden zunehmend verkehrsreicher und die Städte entlang der E75 wurden ebenfalls grösser.
Anderes blieb jedoch unverändert. Kleine, recht ursprüngliche Bauernhöfe und traumhafte Seen umgeben von riesigen Waldflächen zwangen uns immer wieder zu einem kurzen Halt. Rentiere, die ohne Scheu entlang der Strasse nach Futter suchten. Oder die für uns kurios anmutenden Souveniershops mit handgemachter Volkskunst der Lappen konnten wir ebenfalls nicht unbeachtet lassen.
Da wir schon einmal hier waren, wollten wir es uns nicht nehmen lassen, bei Tankavaara eine neue Goldader zu entdecken. In der einstigen Goldgräbersiedlung mit angeschlossenen Museum fanden wir selbst leider kein reich machendes Gold. Dafür erhielten wir einen guten Einblick in das beschwerliche Leben der, sicherlich auch schon damals von unzähligen fiesen Stechmücken geplagten Goldgräber.
Bereits am frühen Nachmittag überquerten wir dann unweit von Rovaniemi den Polarkreis. Hier befindet sich auch das Heimatdorf des Weihnachtsmannes. Heute eine Ansammlung von Souvenirshops. Der dazugehörende Themenpark war leider noch bis am 29.6. geschlossen.
Rovaniemi ist die Hauptstadt von Lappland, einer Landschaft in Nordfinnland. Sie gilt auch als die „offizielle“ Heimat des Weihnachtsmannes. Leider wurde Rovaniemi im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, was die völlige Absenz von alter Bausubstanz erklärt. Wer sich vom modernen Stadtbild nicht abschrecken lässt, dem hat Rovaniemi einiges zu bieten. Neben dem Weihnachtsmann ist sie für die Nordlichter bekannt. Hier befindet sich zudem das Arktikum, ein Museum über die Erforschung der Arktis und die Geschichte von Finnisch-Lappland. Im Wissenschaftszentrum Pilke erfährt man in einer interaktiven Ausstellung viel wissenswertes über die nordischen Wäldern.
3. Tag – Über die schwedische Grenze bis Pitea (308 Km)
Für Haparanda an der schwedischen Grenze zu Finnland wollten wir uns etwas Zeit nehmen. Daher sind wir bereits am frühen Morgen von Rovaniemi losgefahren. Dass Haparanda bereits in einer anderen Zeitzone liegt, hatten wir völlig vergessen. Auch, dass an Mittsommer die meisten Geschäfte geschlossen haben, war uns nicht bewusst. Der mächtige Wasserturm, der Stadtplatz und die Promenade (hier gibt es auch einen Camping) waren deshalb rasch abgehackt.
Nur der Supermarkt von Maxi und jetzt kommt’s, das Paradies für alle Schleckmäuler und Tabak-Snuser namens Gottebiten waren trotz der Feiertage geöffnet. Den Rest kann man sich denken. Unseren Zahnarzt wird es freuen.
Das Herzstück von Gammelstaden Kirchenstadt unweit von Luela ist natürlich die Kirche aus dem 15. Jahrhundert. 1851 mit dem jetzigen Kirchturm ergänzt, gilt sie als die grösste mittelalterliche Kirche von Schwedens Provinz Norrlands. Schweden hatte einmal 71 Kirchenstädte. Heute existieren davon noch 16. Gammelstaden gilt als die grösste und am besten erhaltene Kirchenstadt mit 408 Häuschen.
Die Gemeinde der Nederluleå Kyrka war sehr gross, und die Menschen kamen von weither nach Gammelstaden, um den Gottesdiensten beizuwohnen, Märkte und Gerichtsverhandlungen zu besuchen. Die Heimwege waren zu weit und Autos oder Wohnmobile noch nicht erfunden. Man kann sagen, die Kirchenhäuser waren die ersten Freizeithäuser mit Schlafplatz für die weit verstreuten Einwohner einer grossen Gemeinde.
Wer mehr über das bäuerliche Leben dieser Region in früheren Jahrhunderten erfahren möchte, dem empfehlen wir das Freilichtmuseum Häsnan. Es befindet sich etwa 300 Meter vom Besucherzentrum bzw. der Kirche von Gammelstaden entfernt. Ausser vielleicht an Mittsommer. Aufgrund der zahlreichen Hochzeiten und dem Volksfest sind alle Parkplätze besetzt und für Wohnmobile gibt es praktisch kein Durchkommen.
Pitea an der Mündung des Flusses Piteälven in den Bottnischen Meerbusen, unsere Station für diese Nacht, ist ein bekannter Urlaubsort. Wir begannen den Rundgang durch die einladende Fussgängerzone. Unweit des Nordhafens bewunderten wir die alten schwedischen Holzhäuser aus den Anfängen dieser Stadt. Von dort waren es noch wenige Stritte zu einer der ältesten Holzkirchen (17. Jhd.) Norrlands. Für das einzigartige Archipel um Piteå mit seinen 550 Inseln und Küstenstränden von mehr als 530 Kilometern blieb danach leider keine Zeit mehr.
4. Tag – Vorbei an den Schären nach Sundsvall (473km)
Heute bekammen wir unseren ersten Leuchtturm an Schwedens Ostseeküste zu Gesicht – den Leuchtturm von Jäver. Wer die besondere Atmosphäre dieses fast magischen Ortes etwas länger geniessen will, kann sein WoMo gleich dahinter auf dem Stellplatz abstellen. Oder man fährt weiter in Richtung Süden, wie wir es taten, und wird dafür mit einer wunderschönen Landschaft bei sonnigem Wetter belohnt.
Fasziniert vom der progressiven Haltung der Städteplaner von Örnsköldswiks machten wir vor unserem Abstecher an die schärenreiche Küste einen ungeplanten Zwischenstopp. Besonders angetan waren wir vom kultigen Hochaus mitten in der Stadt.
Der Küstenabschnitt Höga Kusten zwischen Örnsköldswiks und Härnösand steht seit 2000 unter dem Schutz der Unesco. Schroffe Felsen, welche zum Klettern einladen, stehen im Kontrast zur schärenreichen Küste mit ihren einsamen Strassen abseits der verkehrsreichen E4 nach Stockholm.
Noch waren die Waldabschnitte gross und die sich darin befindenden Seen und Fjorde verträumt. Mit jedem Kilometer auf der E4 in Richtung Süden wurden die landwirtschaftlichen Betriebe ausgedehnter, die Fabriken grösser und die Zersiedelung nahm leider auch zu. Wir näherten uns Sundsvall, dem Zentrum der schwedischen Holzindustrie.
Als wir beim Camping eintrafen, war es leider für einen Abstecher nach Högom, ca. 2 km vom Stadtzentrum entfernt, schon zu spät. Hier befindet sich das grösste Gräberfeld Nordschwedens (400–550 n. Chr.). Es umfasst elf Grabhügel und einen Runenstein.
5. Tag – Stockholm, wir kommen! (377 Km)
Nach dem meist wechselhaften und kühlen Wetter in den vergangenen Tagen wollten in einem Zug auf der E4 bis nach Stockholm durchfahren. Doch der heutige Morgen begrüsste uns mit strahlendem Sonnenschein und einem stahlblauen Himmel.
Es schien fast, als ob Schwedens Norden uns noch nicht ziehen lassen wollte. Statt sofort wieder auf die E4 zu fahren, bogen wir bei unserem Camping links ab und folgten der „Kustwägen“. Nur wenige Camper kreuzten unseren Weg. Das könnte an den schmalen und oft nicht asphaltierten Strassen liegen. Wer sich trotzdem auf diese Küstenstrasse wagt, wird mit einem Bilderbuch-Schweden belohnt.
Wir verstehen die Faszination, welche Südschweden und die Norwegischen Küsten auf Camper ausüben. Die kleinen Siedlungen mit Namen wie Skatan oder Mellanfjärden entlang der Küstwägen dürften aber nach unserer Meinung jedem Vergleich standhalten.
Bei der Vorbereitung zu unserer Reise durch Skandinavien fanden wir heraus, dass es einige Campingplätze um Stockholm und einen einfachen Stellplatz auf Längholmen nahe dem Stadtzentrum gibt. Vor dieser Tour hatten wir den Norden Russlands bereist. Unser VW California hat bekanntlich keine Nasszelle. Während den letzten fünf Wochen waren wir daher öfters gezwungen, die teils prekären sanitären Einrichtungen, auf den von uns besuchten Stellplätzen, zu benutzen.
Nach den Erfahrungen mit russischen Toiletten dachten wir, dass ein Aufenthalt hinter Schwedischen Gardinen auch nicht schlimmer sein kann. Auf Längholmen neben dem Stellplatz steht das ehemalige Gefängnis der Stadt. Es wurde 1724 erbaut und bis 1970 als solches benutzt. Heute befindet sich in den Gebäuden eine Jugendherberge und ein Hotel. Geblieben sind jedoch die schmalen Zellen, ausgestattet mit Kajütenbetten und Gittern vor den Fenstern.
Nachdem wir uns an der Rezeption „identifiziert“ hatten, wurde uns die Bettwäsche ausgehändigt. Beziehen mussten wir die Betten und Decken dann selbst. Dafür hatten wir endlich wieder einmal ein Badezimmer nur für uns. Jetzt warten wir noch auf den letzten Appell, danach werden die Lichter gelöscht. Für morgen bekommen wir Freigang. Dann machen wir Stockholm unsicher.
6. Tag – Stockholm an einem Tag (0 Km)
Schlicht nicht möglich! Stockholm hat so viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, dass selbst eine Woche für die Erkundung der Hauptstadt Schwedens noch knapp bemessen sein dürfte. Im Bewusstsein, dass wir am nächsten Tag schon wieder weiter mussten, wollten wir vor allem die positive Atmosphäre dieser Stadt auf uns wirken lassen. Mit den Museen, der Kunst und Architektur sowie den öffentlich zugänglichen Einrichtungen des Königshauses werden wir uns beim nächsten Besuch befassen.
Nach dem Kauf eines 24-Stundentickets für sämtliche Verkehrsmittel wie Bus, Metro, Schiff und Tram bestiegen wir unweit der ehemaligen Gefängnisinsel Langholmen bei der Metrostation Honsstull die Linie 13 in Richtung Gamla Stan, dem historischen Kern von Stockholm.
Bei unserem Spaziergang am frühen Morgen durch die gut erhaltene Altstadt (Gamla Stan) hatten wir die historischen Gässchen mit ihren netten Cafés, kleinen Läden und Gallerien praktisch nur für uns alleine. Erst beim Königsschloss trafen wir auf eine erste Reisegruppe.
Auch wenn wir uns die meisten Museen für ein nächstes Mal aufsparen wollen, das Vasa-Museum nicht besucht zu haben, wäre unentschuldbar gewesen. Es ist eines der beliebtesten Museen weltweit. Darin aufgestellt steht ein nach 333 Jahren geborgenes Kriegsschiff in voller Länge. Es war bereits bei der Jungfernfahrt am 10. August 1628 in der Stockholmer Bucht gesunken.
Nach schwedischen Kohl-Rouladen im Drottninghof (preiswert und gut) in der Fussgängerzone an der Drottninggatan, wechselten wir am Nachmittag wieder auf die andere Seite des Wassers. Södermalm ist ein junges, kreatives Viertel. Neben angesagten Bars wimmelt es hier nur so von kleinen Läden mit trendiger Mode, Gallerien, Vintage und Kleinkunst.
7. Tag – Durch Schwedens Kornkammer bis Gränna (286 Km)
Die Strecke nach Göteborg zu unserer Fähre hätten wir in locker in einem Tag abspulen können. Dann hätten wir allerdings den Vättern-See verpasst. Auf dem Weg durch Schwedens Kornkammer legten wir auch noch in Nyköping und in Linköping einen kurzen Halt für eine Kaffeepause ein.
In Nyköping wurden wir für unsere kreative Interpretation eines Parkplatzes mit einem Knötchen ausgezeichnet. Dabei haben wir gelernt, dass das Falschparkieren in Schweden sehr teuer ist. Die 500 Kronen für die Buse hätten wir lieber für ein gutes Essen in Gräna ausgegeben. So gab’s nur Kartoffelsalat und Wienerwürstchen. Ansonsten hat Nyköping noch eine verwaiste Einkaufstrasse mit trotzdem geöffneten Cafés und eine Burg zu bieten. Auf eine Besichtigung der mittelalterlichen Gemäuer hatten wir nachdem kurzen Intermezzo mit der Polizei keine Lust mehr, wofür wir um Verständnis bitten.
Als wir gegen Mittag in Linköping für einen kurzen Lunch eintrafen, war das Tiefbauamt gerade dabei, mitten durch die Stadt einen Blaumilchkanal auszuheben. Über Umwege schafften wir es dann doch noch, in der Kathedrale zu Linköping wenigsten etwas geistige Nahrung zu bekommen.
Mit ihrem Bau wurde 1230 begonnen, bis zur Fertigstellung des Kirchenschiffes dauerte es nochmals 300 Jahre. Die weiteren Besonderheiten in dieser Kirche sind der Lebensbaum aus dem Jahre 1977 (kein Verschreiber), die Kanzel aus dem Barrock mit dem Taufbecken davor aus dem 15. Jhd. und das Triumphkurzifix – einem der bemerkenswertesten Schätze – aus dem 14. Jdh. und vieles mehr. Ausgangs Linkoping in Richtung Göteborg sind übrigens alle grossen Super-, Bau- und Möbelmärkte Schwedens vertreten.
Denjenigen, die keine Lust auf Städte haben, empfehlen wir direkt den „Turistväg“ von Väderstad bis Gränna anzusteuern. Wer etwas mehr Zeit zur Verfügung hat, fährt auch noch über Skänninge und Vadstena. Bei Röck befinden sich ein jahrtausendalter Stein überhäuft mit soviel Runenzeichen, dass es für einen ganzen Roman reichen würde.
Bei Alvasta besichtigten wir die von blühenden Mohnfeldern umgebenen Ruinen eines nach der Reformation dem Zerfall preisgegeben Zisterzienserkloster. Die Überreste wurden in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wiederentdeckt und in ein romantisches Kleinod verwandelt.
Bei Hästholmen hofften wir auf kurzfristig ganz schlechtes Wetter, um den einzigen Leuchtturm in diesem Küstenabschnitt des Vättern in Aktion sehen zu können. Direkt am Hafen gibt es einen kleinen Camping- und Stellplatz mit WC und Duschen. Wir hatten aber noch etwas vor, ansonsten wären wir gleich da geblieben.
Die Zuckerstangen (auf Schwedisch „Polkagris“) aus Gränna sind in ganz Schweden und darüber hinaus bekannt. Nachdem wir einem Zuckerbäcker bei der Arbeit zusehen durften, war es um uns geschehen. Ursprünglich gab es nur die weiss-roten Zuckerstangen. Heute werden immer neue Kreationen geschaffen, was uns die Auswahl keinesfalls erleichterte.
8. Tag – Göteborg (185 Km)
Unsere Fähre von Göteborg nach Kiel verliess den Hafen erst am Abend. Für die rund 185 Km von Gränna brauchten wir etwas über zwei Stunden. Da wir in Gränna früh losgefahren sind, blieben uns noch gute acht Stunden für eine erste Erkundung der Stadt.
Unser Wohnmobil stellten wir auf dem grossen Parkplatz des Deutschlandterminals der Stena Line ab. Von hier nahmen wir das Tram der Linie 3 bis zur Station Järntorget. Wenige Meter von dieser Haltestelle entfernt befindet sich der mehrstöckige Secondhand-Laden Myrorna. Hätten wir etwas mehr Platz in unserem Camper, vermutlich wäre dann eine kleine Pendüle von Junghans aus den 30er Jahren für nur 184 Kronen mit uns auf die Reise gekommen.
Auf der anderen Seite der Tramhaltestelle beginnt Haga Nygata, eine gemütliche Fussgängerzone mit Holzhäusern des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Hier machten wir eine Kaffeepause und genossen dazu Göteborgs grösste Zimtschnecke (auf Schwedisch „Hagabulle“).
Wieder zurück am Järntorget überquerten wir die Brücke über den Kanal zum Heurlins-Platz. Bei Anblick des Gebäudes auf der rechten Seite der Brücke dachten wir zuerst an eine schlichte Kirche. Dabei handelte es sich jedoch um die Fischhalle Feskekörka. 1874 fertiggestellt, symbolisiert sie das fast religiöse Verhältnis der Göteborger zu den Früchten des Meeres.
Unweit des Rosenlundplatzes stiegen wir die Treppen hoch zur Arsengatan, von hier geniesst man einen tollen Ausblick auf die Stadt. Nach einem kurzen Snack in der Markthalle (Saluhall beim Kungstorget) war etwas Erholung angesagt. Im Trädegards-Foreningen (Stadtpark mit Palmenhaus) hingen wir auf einer Parkbank, betört vom Duft unzähliger Rosen, unseren Gedanken an die vergangenen Tage nach.
Vorbei am Denkmal von Gustaf Adolf machten wir uns auf die Suche nach Göteborg’s ältestem Gebäude, dem Kronhuset. Der aus dem Jahre 1654 stammende Bau aus Backsteinen, diente einst als Waffenkammer. In den Häuschen um den Innenhof, einstmals für die Soldaten und Offiziere der Stadtgarde gebaut, lassen heute kreative Künstler die Besucher an ihrem Wirken teilhaben.
Es hätte in Göteborg noch vieles mehr zu entdecken gegeben, doch wir mussten zurück zum Fährhafen. Die von uns gelösten Tageskarten für die öffentlichen Verkehrsbetriebe schliessen auch die beiden Boote der Verkehrsbetriebe mit ein, welche die Pendler von einem Ufer der Göta-Älv zum anderen bringen. Mit der Line 285 ab der Anlegestelle Lilla Bommenstorg bis nach Klippan kamen wir noch zu einer kleinen Hafenrundfahrt. Bei Klippan befindet sich auch die Anlegestelle unserer Fähre der Stena Line nach Kiel.
Und wer überhaupt keinen Bock auf die Stadt hat, für den dürfte das gut gemachte Volvo Museum am Arendals Skans bei Göteborg eventuell eine Alternative bieten. Die Distanz zur Anlegestelle der Fähre beträgt zirka acht Kilometer.
Fazit
Wir denken, Finnisch Lappland haben wir gesehen. Schwedens Schärenküste am Bottnischen Meerbusen und Stockholm haben es uns wirklich angetan. Auch das Archipel vor Göteborg ist sicher eine Reise wert. Heute können wir verstehen, warum es so viele Camper in den Norden zieht. Mit anderen Worten, auch wir wurden vom Skandinavienfieber gepackt.
Noch ein Tipp: Wer Skandinavien bereist, sollte unbedingt eine oder mehrere Kreditkarten dabei haben. Bargeld ist hier völlig out!